
Zu Hause
Drei Quadratmeter Paradies
In diesen ungewöhnlichen Zeiten werden viele Pläne umgeworfen. Trotz gelockerter Reisebeschränkungen verbringen wir diesen Sommer sicher mehr Zeit zu Hause als in den Jahren zuvor. Mit den richtigen Tipps wird der Balkon zum kleinen Paradies: Ob Blumen, Kräuter oder Gemüse – vieles, was im Garten wächst, gedeiht auch hier. Das nützt nicht nur uns Menschen, sondern hilft auch Insekten.
Leckeres sähen und ernten
Tomaten wachsen auf dem Balkon oft besser als im Garten: Sie mögen windgeschützte, warme Standorte. Wenn sie dann auch noch regengeschützt stehen, sind sie sicher vor der sogenannten Kraut- und Braunfäule. Viele Kräuter und Gemüse werden übrigens als spezielle Balkonzüchtung angeboten, was bei tiefwurzelnden Pflanzen wie Karotten sinnvoll ist. Die Aussaat von Kräutern und schnell reifenden Radieschen lohnt sich schon im Frühjahr. Kälteempfindliche, vorgezogene Jungpflanzen wie Tomaten, Paprika, Zucchini und Physalis dürfen nach den Eisheiligen, also ab Mitte Mai, nach draußen.

So schmeckt der Sommer: Tomaten gedeihen auf dem Balkon besser als im Garten, wenn sie an einem warmen, windgeschützten Ort stehen
Foto: iggy/AdobeStock
Kein Streit im Blumenkasten
Für längere Freude an der Bepflanzung kombiniert man mehrjährige Stauden wie Sonnenhut oder Katzenminze mit einjährigen, wie etwa Gemüsepflanzen oder Ziergräser. Gurken benötigen sonnige Standorte, nährstoffreiche Erde und viel Wasser. Achten Sie schon beim Kauf von Samen und Pflanzen auf Lichtbedürfnisse und Kombinationsmöglichkeiten. Es gibt Kräuter, die sich gut ergänzen. Andere wiederum stören sich gegenseitig: Basilikum verträgt sich nicht mit Zitronenmelisse, Koriander nicht mit Fenchel. Petersilie hingegen darf mit Dill und Schnittlauch in einen gemeinsamen Topf.

Für eine gute Nachbarschaft im Balkonkasten sollte man schon beim Kauf darauf achten, welche Kräuter sich ergänzen oder nicht vertragen
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Die Himmelsrichtung ist entscheidend
Die Pflanzenauswahl für einen sonnigen Standort ist sehr groß. Da es auf Südbalkonen richtig heiß werden kann, sollte man hier aber auf pflegeleichte Pflanzen zurückgreifen, die auch mal einen Tag ohne Wasser auskommen. Lavendel und Rosmarin verbreiten zudem einen Duft, der an Urlaube am Mittelmeer erinnert. Beliebte Dauerblüher sind Kapmargeriten und Blaue Gänseblümchen. Tipp für Westbalkone mit Sonne in der zweiten Tageshälfte: Pflanzen mit gelben und weißen Blüten, die wunderschön im Abendlicht leuchten. Wer jetzt noch Samen aussäen will: Besonders hübsch ist rotes Basilikum. Ein Päckchen Saatgut reicht für den ganzen Sommer.
Gewinnspiel
Haben Sie den grünen Daumen? Schicken Sie uns ein Foto von Ihrem blühenden Balkon an hallo.nachbar@gesobau.de. Wir verlosen unter allen Einsendungen drei Gutscheine im Wert von 50 Euro für das „Gartencenter Holland“. Einsendeschluss ist der 26. Juli 2020.
Schattenverträgliche Balkonpflanzen
Doch auch auf einem schattigen Balkon kann ein wundervolles Blütenmeer entstehen. Die Astilbe oder Prachtspiere blüht selbst im Schatten üppig. Die leuchtenden Blütenstände der China-Astilbe lassen sich nach der Balkonsaison zu Trockensträußen verarbeiten. Auch mit den intensiv farbigen Fuchsien macht man nichts falsch, ebenso mit dem Fleißigen Lieschen. Dieses benötigt aber viel Wasser, weswegen es in der Schweiz liebevoll „Süfferli“ genannt wird. Auf dem Blog hauptstadtgarten findet man eine ausführliche Liste an Möglichkeiten für Schattenbalkone, geordnet nach Blattschönheiten, Blühpflanzen oder Kräutern und Gemüse.

Wer die Umwelt schonen will, verwendet torffreie Bio-Gartenerde
Foto: Banepx/iStock
Die richtige Erde
In den recht engen Töpfen, Kästen oder Kübeln brauchen Balkonpflanzen besonders gute Blumenerde, die sich an feinen Bestandteilen erkennen lässt. Sie enthält viele Nährstoffe und hat einen hohen Humusgehalt. Ein Vorteil spezieller Erde für Balkonpflanzen ist, dass sie auch nach längeren Regenphasen nicht in sich zusammensackt. Für einen reinen Blumenkasten ist eine Erde mit Langzeitdünger am besten. So erhalten die Pflanzen für den Anfang eine Grundversorgung. Trotzdem ist regelmäßiges Düngen unerlässlich, am besten mit organischem Dünger statt mit mineralischem Kunstdünger. Die organische Alternative besteht aus recycelten Pflanzenabfällen. Nutzen Sie in jedem Fall torffreie Bio-Gartenerde. Die schont unsere Umwelt, denn Moore werden durch Torfabbau dauerhaft vernichtet.

Schon kleine Ecken mit Wildpflanzen helfen nützlichen Insekten wie Bienen oder Schmetterlingen beim Nisten
Foto: Marina/AdobeStock
Artenschwund stoppen
Ist der Balkon auch noch so klein: Mit der richtigen Bepflanzung kann jede*r nützliche Insekten schützen, damit unser Ökosystem im Gleichgewicht bleibt. Um Bestäuber wie Hummeln, Schmetterlinge oder Bienen anzulocken, sind heimische Gewächse mit offenen, ungefüllten Blüten sinnvoll. Küchenkräuter wie Salbei oder Wildblumen wie Kornblumen, Astern oder Lavendel bieten diesen nützlichen Insekten Nahrung. Zudem sind heimische Wildpflanzen besonders robust und pflegeleicht, weil sie sich über lange Zeit bereits an die Bedingungen ihrer Umgebung angepasst haben. Und an heißen Tagen braucht es nicht mal eine Begrünung, da helfen den Kleintieren sogar schon Wasserschalen. Sind diese mit Steinen bestückt, können Insekten nach einem Sturz ins Wasser wieder herausklettern. In diesem Sinne: Lassen wir diesen Sommer bunt und vielfältig werden!
Text: Sabine Neddermeyer; Aufmacherfoto: Boris Jovanovic/stocksy