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Beate Haase vor einem Staudenbeet

Im Kiez

Der Charme von Schmargendorf

Beate Haase ist in Schmargendorf zu Hause. Sie liebt diesen Berliner Ortsteil, der sich seinen eigenständigen Charakter bewahrt hat – hier stehen Villen und Mietshäuser nebeneinander, es gibt viele kleine Geschäfte.

Das Staudenbeet sieht prächtig aus. Rittersporn und Dahlien blühen, Minze, Tabak und Ringelblumen. Dazwischen tanzen rosafarbene Cosmeen. Noch ist dieses Beet auf dem Betty-Hirsch-Platz in Schmargendorf ein einsamer Farbtupfer inmitten einer grünen Wiese. Doch schon bald soll es mehrere solcher Rabatte geben, Bänke sollen aufgestellt werden. Auch ein Denkmal für die 1957 verstorbene blinde Künstlerin Betty Hirsch ist geplant, nach der der Platz benannt ist.

Das erzählt uns Beate Haase. Sie ist Vorstandsvorsitzende des Vereins WIRSINDBERLINER, der solche Aktivitäten anschiebt und koordiniert. Haase ist vor mehr als 20 Jahren nach Schmargendorf gezogen. Inzwischen kenne sie hier jeden Stein, wie sie lachend sagt. Für unseren Kiezspaziergang hat sie die Runde vorgeschlagen, die sie täglich mit ihrer Hündin Nukka macht. Los geht es am Betty-Hirsch-Platz. Dort zeigt sie uns auch den historischen Kiosk, den die Vereinsmitglieder zusammen mit vielen Anwohner*innen kürzlich saniert haben.

Jahrelang war der Kiosk an der Ecke Rheinbabenallee/Hohenzollerndamm ein Ärgernis im Kiez, schäbig und baufällig. Nun sieht er wieder so aus wie in den 1960er-Jahren, als er errichtet wurde. Ab August können Anwohner*innen und Spaziergänger*innen dort Obst und Gemüse aus der Region kaufen, außerdem wird es einen täglich wechselnden Imbiss zum Mitnehmen geben. Der Kiosk ist auch Stützpunkt des Vereins.

Beate Haase, die in der Erwachsenenbildung tätig ist, hat WIRSINDBERLINER gemeinsam mit engagierten Kiezbewohner*innen gegründet. Das war vor einem Jahr. „Wir wollten etwas für die Gemeinschaft tun. Da lag es nahe, dass wir uns erst einmal um die Grünflächen im Viertel kümmern“, sagt sie. Freiwillige Helfer*innen gebe es genug: Menschen aus der Nachbarschaft, Freunde, Familienangehörige.

Zum Fototermin auf dem Betty-Hirsch-Platz sind Samuel Dittert, Chiara Fehrenbach und Henrike Holland gekommen. Sie kümmern sich um die Pflege der Stauden, jäten und gießen. Samuel, der Agrarökonomie studiert, hat zusammen mit einigen anderen von WIRSINDBERLINER eine Spezialerde entwickelt, die CO2 bindet und damit einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz leistet. Der Erde sind Pilze und Mikroorganismen zugesetzt. Die sorgen dafür, dass die Pflanzen genügend Nährstoffe bekommen und so auch längere Trockenzeiten gut überstehen. „Jetzt können wir auf dem Platz sogar Rosen anpflanzen“, sagt Beate Haase.

Vom Kiosk aus gehen wir ein Stück durch den Messelpark. Der trägt den Namen des Architekten Alfred Messel, der Berlin mit zahlreichen Bauten geprägt hat. Der Park ist größtenteils naturbelassen, lediglich Spazierwege sind angelegt. Kiefern wachsen hier, Eichen, Buchen und Eiben – ein richtiger kleiner Wald.

Als wir schließlich in die Doberaner Straße einbiegen, sind wir mitten im alten Schmargendorf: Krampasplatz, Misdroyer Straße, Kirchstraße – kleine, zweistöckige Häuser, gemütliche Vorgärten. Beate Haase liebt das Dörfliche hier. „Mitten in der Stadt könnte ich nicht leben“, sagt sie. 

Als ein Ortsteil des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf konnte Schmargendorf bis heute seinen eigenständigen Charakter erhalten. Die Bewohnerschaft war und ist gemischt. Es gibt herrschaftliche Villen, aber auch viele Mietshäuser aus den 20er- und 30er-Jahren. „Dieses Nebeneinander macht den Charme von Schmargendorf aus“, sagt Beate Haase.

An der Ecke Breite Straße/Kirch­straße steht die alte Dorfkirche, aus Feldsteinen errichtet, mit einem Türmchen aus Holz. Die Kirche wurde Ende des 13. Jahrhunderts erbaut. Mit einer Grundfläche von 66 Quadratmetern und Platz für etwa 80 Personen ist sie die kleinste der erhaltenen Berliner Dorfkirchen.

Von der Kirche gehen wir zur Schmargendorfer Buchhandlung, die sich an der Breite Straße 35 befindet. Beate Haase kauft hier die Schulbücher ein, die sie für ihre Lehrtätigkeit benötigt. Den Laden gibt es seit mehr als 20 Jahren. Inhaberin Sabine Kahl hat ihn 2016 gekauft, um­gebaut und erweitert. Von Belletristik über Sachbücher bis zu Kinderbüchern und Reiseliteratur ist hier alles zu haben. Auch Lesungen finden statt. Sabine Kahl will Bücher für den Bücherbaum spenden, den der Verein neben dem historischen Kiosk aufstellen will. Beate Haase ist begeistert. „Dort können sich die Leute dann ganz unkompliziert Bücher ausleihen“, sagt sie.

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Zum Schluss will uns Beate Haase noch ihren Lieblingsitaliener zeigen – die Trattoria „Don Carlo“ an der Elgersburger Straße 29. Auf der Terrasse des Restaurants ist am frühen Nachmittag kaum noch ein Platz frei. Beate Haase gehört zu den Stammgästen, entsprechend herzlich wird sie begrüßt. Wir bestellen ihr Lieblingsgericht: Penne all’arrabbiata. Es ist ein bisschen wie im Italienurlaub – die familiäre Atmosphäre, das Grün vor der Terrasse, die Straße mit den kleinen Geschäften. „Typisch Schmargendorf!“, sagt Beate Haase.


Autorin: Regina Köhler; Aufmacherbild: Mit Spaß bei der Sache: Beate Haase und Chiara Fehrenbach. Gemeinsam arbeiten sie im Verein WIRSINDBERLINER dafür, dass Schmargendorf sich von seiner besten Seite zeigen kann; Foto: Verena Brüning


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