Zur Navigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen Zum Fußbereich springen
Urban Gardening in Berlin

Im Kiez

Urban Gardening in Berlin: Mieter*innen packen an

Beim Urban-Gardening-Projekt in der Pankower Mühlenstraße bewirtschaften Mieter*innen zwei Hochbeete. Doch es geht um mehr als eine reiche Ernte, erfuhr HALLO NACHBAR beim Ortstermin.

Angenehm warm ist es an diesem Juliabend, die große Hitzewelle ist vorbei. Und erstaunlich ruhig, hier mitten in Berlin-Pankow. Julia und Konstantin sind als Erste da. „Für mich war von Anfang an klar, dass ich mitmachen möchte“, sagt Julia. Sie sitzt im Garten des Neubaus in der Mühlenstraße 24 a/b, vor sich im Kinderwagen ihr 16 Monate alter Sohn. Die junge Mutter freut sich sichtlich auf den heutigen Workshop zum Thema Urban Gardening. „Ich habe einen Bürojob und liebe es, als Ausgleich körperlich tätig zu sein.“

Die 33-Jährige ist – wie alle anderen Mieter*innen – erst vor einigen Monaten in ihre Wohnung gezogen. Die Anlage wurde im vergangenen Winter fertiggestellt. Insgesamt sind 106 neue Wohnungen entstanden, mit je zwei bis fünf Zimmern – und damit eine ganz neue, bunt gemischte Mieterschaft. Ein Grund, warum die GESOBAU hier ein Urban-Gardening-Projekt initiiert hat. Es bietet die Chance, die neuen Nachbar*innen kennenzulernen.

Urban Gardening in Kooperation mit Ackerpause

Gemeinsam hat eine Gruppe von Interessierten zwei Hochbeete angelegt, in denen bereits allerlei blüht und gedeiht. „Der Auftakt dieses Projektes war schon cool, als wir die ganze Erde da reingeschippt haben“, erinnert sich Julia und lächelt: „Ich hatte am nächsten Tag Muskelkater.“ Die GESOBAU hat für das Urban-Gardening-Projekt Profis mit ins Boot geholt: Die Ackerpause, ein Unternehmen, das sich auf Gemüseanbau in Nachbarschaften und im gewerblichen Umfeld spezialisiert hat.
 
Romain Elleboudt ist einer der „Ackercoaches“ von der Ackerpause. Er hat einen Master in nachhaltiger Ernährung und Landwirtschaft und begleitet das Projekt in der Mühlenstraße seit dem Auftakt. Zusammen mit den Mieter*innen hat der Gartenprofi das Konzept für die Hochbeete mit einer Gesamtfläche von 30 Quadratmetern entwickelt. „Wir haben verschiedene Mischkulturen angelegt“, erklärt Romain. „Das ist wichtig, damit wir auf kleiner Fläche erfolgreich Gemüse anbauen können.“ Das bedeutet: Es wachsen Pflanzen nebeneinander, die gut zusammenpassen und sich gegenseitig stärken. Zum Beispiel Tomaten und Basilikum oder Möhren und Zwiebeln. Fast rund ums Jahr könne hier etwas geerntet werden, so Romain.

Urban-Gardening-Workshop mitten in der Stadt

Langsam füllt sich der Garten, rund 15 Mieter*innen finden sich ein. Man grüßt sich freundlich, die Atmosphäre ist entspannt, der Workshop kann starten. Romain macht mit der Gruppe zunächst eine Bestandsaufnahme: Was wächst gut, was weniger? Kohlrabi, Erbsen und Salate sehen gut aus, die Tomaten brauchen wohl noch etwas. Und die Frühlingszwiebeln? „Die waren unter anderem in meiner Verantwortung – und sind alle gestorben“, lacht Julia. Zu viel gegossen. Nicht schlimm. Es geht darum, zu lernen und auszuprobieren. 

Die Mieter*innen organisieren die Pflege der Hochbeete über eine Chatgruppe und einen Gießplan. Alle zwei Wochen bietet Ackercoach Romain eine Sprechstunde an. Zu größeren Anlässen gibt es Workshops. Heute steht neben Wissensvermittlung ein Highlight auf dem Plan: die erste gemeinsame Ernte.

Urban Gardening fördert die Gemeinschaft 

Die Gemüsebeete gehören zu einem der beiden Partizipationsprojekten in der Wohnanlage. Das andere ist ein Gemeinschaftsraum, der von den Mieter*innen selbst gestaltet wird. „Nachbarschaftlicher Zusammenhalt ist uns wirklich wichtig“, sagt Paulina Garbarczyk, Referentin für Bürgerbeteiligung bei der GESOBAU. „Wir wollen, dass sich die Menschen in unseren Häusern wohlfühlen.“ Deswegen stehen die Bedürfnisse der Menschen, die den Gemeinschaftsraum nutzen werden, im Mittelpunkt. Bei einer Veranstaltung im Frühjahr diskutierten die Mieter*innen, wie er ausgestattet und genutzt werden soll. Yoga und andere Sportarten standen dabei hoch im Kurs, außerdem Spielflächen für Kinder und die Möglichkeit, Bücher und Spiele zu tauschen. Das Nutzungskonzept steht nun, die Möbel sind bestellt.

Im Garten spielt Romain mittlerweile ein interaktives Quiz mit den Mieter*innen. Jede*r soll für eine Tierart einschätzen, wie sie sich auf das Ökosystem der Hochbeete auswirkt. Lee hat die Spitzmaus gezogen. Ist sie eher Nützling oder Schädling? Lee überlegt. Die 25-jährige Wirtschaftsingenieurin für Umwelt und Nachhaltigkeit wohnt mit ihrem Freund David, der humanoide Robotik studiert, seit Februar in der Mühlenstraße. Eine Spitzmaus sei eigentlich beides, vermutet Lee. Romain nickt – Spitzmäuse fressen Schädlinge, verspeisen aber auch nützliche Regenwürmer. So spielerisch etwas über Gärtnerei zu lernen und selbst einen Garten zu bewirtschaften, bereitet David Spaß – eine gute Abwechslung zum Alltag in der Großstadt.

Vorzeigeprojekt für nachhaltiges Bauen

Tatsächlich ist der Bau in der Mühlenstraße ein besonderer, wie Dorothea Busche, Referentin für Nachhaltigkeit bei der GESOBAU, bestätigt: „Die Anlage in der Mühlenstraße 24 a/b ist gleich in mehrfacher Hinsicht ein gelungenes Beispiel für nachhaltiges Bauen und Wohnen.“ So wurde bei dem Neubau auf effiziente Energie- und Klimastandards gesetzt und unter dem Gebäude ein Sammelsystem für Regenwasser installiert, das das Wasser langsam an den Untergrund abgibt. Es bildet bei Starkregen einen Puffer, der verhindert, dass die Kanalisation überläuft.
 
Zudem hat GESOWORX hier einen Standort für ein preisgekröntes Coworking-Konzept. Mieter*innen können im Gebäude Tische oder Räume zum Arbeiten nutzen und so Home und Office voneinander trennen. Auch an nachhaltige Mobilität wurde in der Mühlenstraße gedacht: Wer doch mal einen Weg zurücklegen muss, kann direkt vor Ort Sharing-Dienste für Lastenräder und Autos nutzen.

Was hat Urban Gardening mit Biodiversität zu tun?

Doch nicht nur die soziale Nachhaltigkeit wird mit Gemeinschaftsraum und Gemüsegarten gefördert. Ein Garten, in dem eine Vielfalt von Pflanzen wächst, leistet naturgemäß noch mehr, wie Ackercoach Romain ausführt: „Gemeinschaftsgärten haben einen positiven Einfluss auf die Biodiversität. Blühende Pflanzen ziehen Insekten an, und in den Böden können sich Mikroorganismen etablieren, die die Grundlage für eine ganze Nahrungskette bilden.“ Außerdem helfen Grünflächen, Städte im Sommer abzukühlen, weil sie Wasser halten, das verdunsten kann.
 
Romain leitet nun den letzten Teil des Workshops ein: Es darf geerntet werden. Die Mieter*innen tragen ihre Ausbeute zusammen. Verschiedene Salate, Mangold, Kohlrabi, Erbsen und Kräuter sind dabei. Jetzt geht es darum, alles gerecht aufzuteilen. Die Minze ist hoch begehrt, und auch die anderen Produkte sind schnell vergeben. Für eine komplette Mahlzeit reicht die Ernte noch nicht, aber ein Blick in die Runde zeigt: das Gefühl, das stimmt. Auch Romain ist zufrieden: „Es ist wichtig, diesen Ort zu schaffen, wo die Leute zusammenkommen und sich als Nachbar*innen austauschen.“ 

Julia war zwar als Erste da, konnte aber nicht bis zum Ende bleiben. Konstantin wurde irgendwann schläfrig und wollte nach Hause. Doch sie hat aus dem Projekt etwas mitgenommen: eine neue Freundin. Sie heißt auch Julia und hat ein Kind in ähnlichem Alter. Kennengelernt haben sich die Julias vor ein paar Monaten – beim gemeinsamen Erdeschippen.

GESOBAU fördert Nachhaltigkeit auf allen Ebenen

Nachhaltigkeit ist bei der GESOBAU tief in der Unternehmensstrategie verankert. Eines der wichtigsten Ziele: Klimaneutralität im Gebäudebestand zu erreichen. Der aktuelle Nachhaltigkeitsbericht zeigt Maßnahmen in vier Handlungsfeldern auf. Unter „Zukunftsfähiges Bauen & Wohnen“ fällt beispielsweise die Aufstockung und Begrünung von Dächern, die Installation von Photovoltaikanlagen, das Regenwassermanagement, der Austausch von Heizanlagen sowie die Einrichtung von Coworking-Spaces. Um „Lebenswerte Quartiere“ zu schaffen, baut die GESOBAU Spiel- und Sportplätze, legt Grünanlagen und Blühwiesen an und initiiert Nachbarschaftsprojekte. Für die Modernisierung der Außenanlagen im Märkischen Viertel wurde die GESOBAU mit einem Sonderpreis beim Real Estate Social Impact Investing Award des Instituts für Corporate Governance in der deutschen Immobilienwirtschaft ausgezeichnet. Mit „Beteiligung & Kooperation“ bezieht das Unternehmen Mieter*innen und Anwohner*innen – wie beim Gemeinschaftsraum in der Mühlenstraße – in Bauprojekte mit ein. Nicht zuletzt auch bei der „Unternehmenskultur“ setzt die GESOBAU auf soziale Nachhaltigkeit.

Blick in den Bericht: www.gesobau.de/ueber-uns/nachhaltigkeitsberichte/

Nächsten Slide anzeigenVorherigen Slide anzeigen

Text: Philipp Nagels; Fotos: Nancy Jesse


Das könnte Sie auch interessieren

Im Kiez

Hoch hinaus

Im Stadtgut Hellersdorf entstehen rund 1.500 neue Wohnungen. Dan Görsdorf, Bauleiter für rund 700 davon, erklärt, wie ...

Weiterlesen
Kran
Im Kiez

Schönes neues Hellersdorf

Auftakt: In Hellersdorf beginnt der Einzug. Die ersten 112 der rund 2.400 neuen GESOBAU-Wohnungen für den Stadtteil sind ...

Weiterlesen
Schönes neues Hellersdorf
Im Kiez

Zug um Zug: Schach spielen verbindet

In Hellersdorf fordern sich die Mieter*innen eines seniorengerechten Wohnhauses regelmäßig zu einer Partie Schach heraus ...

Weiterlesen
Riesenschach in der Nachbarschaft