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Im Kiez

Kiezspaziergang: Händchen halten in Hellersdorf

Parkmanager*in Uwe Barthel und Anne Karpinski kennen jeden Busch und jede Bank in den Hellersdorfer Grünanlagen. Aber wissen die beiden auch, wo es so richtig romantisch ist?

Regen fällt vom Himmel und tropft auf die bunten Schirme und Jacken von Uwe Barthel und Anne Karpinski. Nicht gerade das beste Wetter, um sich auf die Suche nach gemütlichen Ecken in einem Park zu machen. Aber die beiden lachen trotzdem in die Kamera. Vielleicht, weil ihre Farben so gut zu den gerade bunt werdenden Blättern der Laubbäume passen. Vielleicht, weil ein bisschen Schlechtwetter-Resistenz zum Leben von Parkmanager*innen einfach dazugehört.

Uwe Barthel, Sozialpädagoge, und Anne Karpinski, Geoökologin, betreuen seit 2019 und 2021 den Regine-Hildebrandt-Park, den Kurt-Julius-Goldstein-Park und das direkte Umfeld im Nordosten der Stadt, gemeinsam mit zwei weiteren Mitarbeitenden. Das Pilotprojekt „Parkmanagement“ steht unter der Trägerschaft der pad gGmbH und wird vom Straßen- und Grünflächenamt Marzahn-Hellersdorf unterstützt. Die Gelder stammen vom Senat. Das Team gestaltet die Grünanlagen mit, löst Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzer*innen, wirbt für einen respektvollen Umgang mit der Stadtnatur und kümmert sich darum, dass die Naturflächen in Hellersdorf Orte bleiben, an denen sich alle gerne aufhalten.

1. Ein Ort zum Verewigen

Der Spaziergang startet und sofort entdecken sie zwei Liebesschlösser. „Hier fährt und schaut man in die Ferne, in das Herz der Stadt“, sagt Barthel. Und hier bleiben die Blicke nicht nur in Berlin. Die Gondeln der Seilbahn in den Gärten der Welt schweben am Horizont und ziehen die Gedanken in weit entfernte Länder mit.

2. Anstoßen auf die Liebe

Jetzt aber wieder zurück auf den Boden der Tatsachen. Wo kann man sich in Hellersdorf der Sehnsucht hingeben? Die beiden kennen einen Ort, wo es sich offenbar ungestört daten lässt: eine Bank am Ende einer kleinen Treppe. Zumindest finden sie dort immer wieder verräterische Sekt-Flaschen. Dass heute Menschen jeder Altersgruppe sich in den Parkanlagen zurückziehen und ein Sektpicknick machen können, war nicht immer so. Vor vier Jahren – vor dem Projektbeginn – verwahrlosten die beiden Parks zunehmend. Für den Müll gab es keine Entsorgungsmöglichkeiten, er lag einfach in der Natur herum. Graffiti zierten freie Flächen und was kaputt gemacht werden konnte, wurde zerstört. Mittlerweile ist das anders.

Fast schon versteckt steht die Bank neben einem der vielen Pfade durch den Regine-Hildebrandt-Park. Die Parkmanager überqueren über Steine einen Wasserlauf und steigen mehr als 20 schiefe und mit buntem Laub bedeckte Stufen hinauf zu der Bank. Ruhig ist es hier. Wohin das Auge reicht, sind Bäume zu sehen, herbstliche Hecken und dazwischen schmale Wege.

3. Am Grabenstau beobachten einen nur die Enten

Folgt man Barthel und Karpinski von hier geradeaus weiter auf dem Weg in Richtung Westen, kann man noch weiter in den Wald eintauchen. Beinahe im Unterholz angekommen, schaffen es die Regentropfen kaum noch bis auf den Boden – die dichten Blätter fangen sie ab.

Zwischen U-Bahn-Gleisen im Norden und Hellersdorfer Hochhäusern im Süden versteckt sich hier ein einzigartiger Platz im Park. „Am Grabenstau, da wo die Enten sind, ist es besonders naturbelassen“, schwärmt Anne Karpinski. Für sie ist hier der perfekte Ort für eine Verabredung – selbst im oder gerade durch den Regen spürt man die Ruhe, die der Ort ausstrahlt.

Zwischen dem hochgewachsenen Schilf schwimmen vier Enten durch das Wasser, Steine ragen heraus und die Regentropfen verwandeln sich auf der Wasseroberfläche in Kreise, die kleine Wellen entstehen lassen und auf dem Weiher Mandalas zeichnen. Nicht weit von hier könne man auch auf Liegewiesen die Seele baumeln lassen. Vor allem im Sommer, wenn es draußen heiß ist, kommen viele Bewohner*innen des Viertels hier zu den Wasserflächen im Park, sagen Karpinski und Barthel.

4. Hügel mit Aussicht

Der Ort, den Uwe Barthel für ein romantisches Treffen empfiehlt, liegt ganz am Ende vom Kurt-Julius-Goldstein-Park, im Osten der Anlage. Dort gibt es einen Hügel mit einem „Blick bis zum Fernsehturm, den ich ganz schön finde“, erzählt Barthel. Vor allem an einem verregneten Vormittag im Oktober ist es dort besonders ruhig – ein junges Paar ist dort oben. Wir lassen sie ungestört.

5. Zurück zur Natur via Naturlehrpfad

Und nicht nur die Menschen danken dem Engagement von Barthel, Karpinski und ihren Kolleg*innen. Mit dem Einbruch der Dunkelheit verwandelt sich der Park in einen Ruheraum für Tiere. Dann hoppeln Hasen, laufen Igel, fliegen Fledermäuse und huschen Rehkitze durch das Naturparadies mitten in Hellersdorf. Auf den extra dafür bereitgestellten Wiesen leben 60 bis 80 verschiedene Arten von Wildbienen. Barthel und sein Team haben hier 2021 einen Naturlehrpfad aufgebaut. Tafeln weisen auf die hiesige Flora und Fauna hin und zeigen den Weg durch den Park. Auch hier kann man schlendern und gemeinsam mit seinen liebsten Menschen die Anlage mit einer neuen Perspektive entdecken.


Text: Hannah Prasuhn; Fotos: Verena Brüning


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