
Im Kiez
Bio-Lieferung auf drei Rädern
Jan Erdweg und Olaf Lehnigk von der Agentur Zukunftsangelegenheiten GmbH haben sich mit diesem Problem auseinander gesetzt und eine Lösung gefunden: Das Fahrrad. Sie kümmern sich um die Auslieferung der Lebensmittel und nutzen eine wichtige Zwischenstation: „Micro-Hubs“ sind Kühl- sowie Trockencontainer, in denen die Waren gelagert werden, bevor sie zu den Kund*innen kommen. Seit Ende 2020 mietet die Agentur von der GESOBAU in der Blankenburger Straße in Pankow den Platz für ein solches „Micro-Hub“. Wir haben mit den beiden Gründern gesprochen.
Hallo Nachbar: Sie beliefern über Ihr Netzwerk „Grüne Stadtlogistik“ Berliner*innen, die innerhalb des Rings wohnen, mit Bio-Kisten und Obstkörben – und zwar dank Micro-Hubs und Lastenfahrrädern. Wie kamen Sie auf die Idee?
Olaf Lehnigk: Wir haben beide zuvor für die Deutsche Bahn gearbeitet und uns mit umweltfreundlicher Transportlogistik beschäftigt. Dabei fragten wir uns oft, wie man den Auto- und LKW-Verkehr in der Stadt reduzieren kann, speziell auf der „letzten Meile“.
Was ist damit gemeint?
Jan Erdweg: Die „letzte Meile“ ist letzte Abschnitt beim Transport von Waren – nämlich der direkt zu den Kund*innen. Weil wir uns beide für ökologische Themen interessieren, haben wir uns speziell mit dem Einkauf von Bio-Lebensmitteln beschäftigt. Es ergibt ja keinen Sinn, Bio-Produkte mit Diesel-Sprintern auszufahren.
Olaf Lehnigk: Die Anbieter von Bio-Kisten und Obstkörben haben aber meist gar nicht die Möglichkeit, hundert Radfahrer*innen loszuschicken. Denn dazu gehört wirklich viel Planungsarbeit. Diese übernehmen wir mit unserem Netzwerk. Die Anbieter waren gleich begeistert von unserer Idee.

Toller Service: Die Fahrradfahrer*innen bringen die Bio-Kisten bis zur Haustür. Und sie nehmen das Leergut gleich mit
Foto: www.gruenestadtlogistik.de
Mit welchen Anbietern arbeiten Sie zusammen?
Jan Erdweg: Mit dem Landkorb, dem Ökodorf Brodowin und der Märkischen Kiste. Neu dazugekommen ist das Märkische Landbrot. Unsere Fahrradfahrer*innen liefern klassische Obst- und Gemüsekisten aus, aber auch andere Bio-Produkte von Konserven bis zur Zahnpasta.
Wie läuft die Auslieferung genau ab?
Jan Erdweg: Wir haben insgesamt zehn Verteilerzentren in Berlin, sogenannte „Micro-Hubs“. Morgens liefern die Anbieter ihre Waren in unseren Kühl- und Trockencontainern an, im Moment noch mit Transportern, aber einige arbeiten an umweltfreundlicheren Alternativen. Die Bestellungen gehen in unserer App ein, die unseren Fahrradfahrer*innen dann die Packreihenfolge und Route vorgibt. Unsere Fahrer*innen decken einen Radius von zwei bis drei Kilometern ab.
Wie genau sehen die Micro-Hubs aus?
Jan Erdweg: Die Micro-Hubs sind sehr unterschiedlich. Das kann eine Immobilie mit Kühlzelle sein oder wie in Pankow auf dem Gelände der GESOBAU zwei Container, Kühl- und Trockencontainer. Von der Größe ist je nach Lage alles von 14 bis 400 Quadratmeter denkbar.
Welche Vorteile hat Ihr Transport mit Lastenfahrrädern?
Jan Erdweg: Fahrräder sind umweltfreundlich und leise, man kann in den Hinterhof fahren oder auf dem Bürgersteig parken. Zusätzlich wollen wir auf Plastikmüll vermeiden und arbeiten mit wiederverwertbaren Kisten und Gläsern.
Autorin: Kathrin Hollmer, Aufmacherbild: www.gruenestadtlogistik.de