Im Kiez
Für eine bessere Zukunft
Für Tom, Max und Son beginnt dieser Tag mit einer für sie ungewohnten Arbeit. Die drei Jugendlichen helfen, eine Außenanlage zu gestalten. Treffpunkt ist der Wilhelmsruher Damm 226 im Märkischen Viertel. Hier wartet schon der zuständige Hausmeister Mike Zachrau. „Viele Mieter und Mieterinnen haben sich gewünscht, dass diese Ecke bepflanzt wird“, sagt er.
Auch Stefan Topka ist da. Der Sozialarbeiter leitet das Jugendhilfeprojekt StartPunktB, das die drei jungen Männer seit Oktober von Montag bis Freitag sieben Stunden täglich besuchen. Im Projekt werden Jugendliche betreut, die nach dem Schulbesuch nicht wissen, wie es für sie weiter gehen könnte. Ihnen fehlt eine berufliche Orientierung.
Topka ist Mieter bei der GESOBAU und wohnt schon seit seiner Geburt im Märkischen Viertel. Vor einiger Zeit hat er Mike Zachrau angesprochen. Seine Idee: Jugendliche von StartPunktB könnten Zachrau hin und wieder helfen, um seine Arbeit als Hausmeister kennen zu lernen und verschiedene andere Tätigkeiten. Denn Zachrau arbeitet im Alltag auch mit anderen Gewerken zusammen, wie etwa mit Mitarbeiter*innen aus dem Gesundheits- und Sozialbereich, der Gastronomie oder aus dem Garten- und Landschaftsbau. So wie diesen Vormittag.
Max, Tom und Son sollen Kies auf die 24 Quadratmeter große Anlage neben der Hausnummer 226 verteilen. Zwei Landschaftsgärtner der Pankower Firma Osinski haben gerade Gräser und Büsche gepflanzt. Son gießt zunächst die Pflanzen an, bevor der Kies abgeladen wird. Vorsichtig hantiert er mit dem Gartenschlauch. „Fang hinten an und arbeite dich langsam nach vorne. Pass auf, dass sich der Schlauch in den Pflanzen nicht verfängt“, sagt Zachrau. Son nickt, er ist sichtlich bemüht, alles richtig zu machen.

Am Wilhelmsruher Damm 226 im Märkischen Viertel haben sich die Bewohner*innen eine Bepflanzung der Außenanlage gewünscht. Bei der Projektumsetzung geben Landschaftsgärtner Jugendlichen Einblicke in ihre Arbeit
Foto: Mathias Völzke
Dann kommt der Kies. Die drei sind aufmerksam bei der Arbeit, verteilen die kleinen Steine ordentlich zwischen den Pflanzen. Tom sagt später, dass ihm die Arbeit trotz des leichten Regens Spaß gemacht habe. „Ich merke einfach, dass ich eine abwechslungsreiche Tätigkeit brauche.“
Er ist froh, dass er mittlerweile weiß, wie es für ihn weiter gehen könnte: Er will sich bei der BSR als Fahrer bewerben. Nach dem Schulabschluss hatte er zunächst einen Berufsorientierungskurs absolviert, danach ein freiwilliges soziales Jahr. Doch erst die Teilnahme am Projekt von Stefan Topka half ihm, konkrete Vorstellungen zu entwickeln.
Den anderen geht es ähnlich. Max freut sich, durch das Projekt wieder eine Tagesstruktur zu haben. „Die Betreuer und Betreuerinnen sind für uns da, wir werden echt gut beraten“, sagt er und erzählt, dass für ihn inzwischen feststeht, dass er Erzieher werden will.
Stefan Topka sagt, dass heute viele junge Menschen orientierungslos seien. Noch vor zehn Jahren wäre das eher die Ausnahme gewesen, wenn einer in der neunten Klasse noch immer keinen Plan gehabt hätte. „Heute gibt es so viele Möglichkeiten, dass viele sich überfordert fühlen. Oft wissen sie auch nicht, wie und wo sie sich am besten über Berufe informieren können. Und die Eltern sind nicht immer in der Lage, zu helfen“, sagt er.

Die Arbeit im Freien eröffnet vielen Jugendlichen eine Perspektive. Trotz der kalten Temperaturen hilft Tom gerne, er sucht eine abwechslungsreiche Beschäftigung für die Zukunft
Foto: Mathias Völzke
Mike Zachrau spricht gern über seine Arbeit. Als Hausmeister müsse man vieles können, sagt er, von handwerklichen Tätigkeiten bis hin zu einer guten Kommunikation mit der Mieterschaft. Was Letztere bewirkt, zeigt die Zusammenarbeit mit Stefan Topka. „Mir gefällt sein Projekt. Jungen Menschen auf ihrem Weg in ein selbstbestimmtes Leben zu helfen, ist eine gute Sache. Da bin ich unbedingt dabei.“
Die Sozialarbeiter*innen von StartPunktB informieren Jugendliche über berufliche Möglichkeiten und ermöglichen ihnen praktische Einblicke in verschiedene Berufsfelder. Außerdem können die Teilnehmer*innen im Projekt ihren Mittleren Schulabschluss nachholen, wenn sie ihn an der Schule nicht geschafft haben.
StartPunktB gibt es seit 15 Jahren. Träger des Projekts ist Schildkröte GmbH, eine gemeinnützige Gesellschaft zur Bildung, Beschäftigung, Integration und Vermittlung von Jugendlichen mit besonderem Förderbedarf und langzeitarbeitslosen Erwachsenen.
Autorin: Regina Köhler; Kachelbild: Plainpicture