Wildkräuterspaziergang mit Playlist Wo geht's denn hier zum Wunderlauch?

Gleich an unserem Startpunkt, einer stillgelegten Bahnstrecke, entdeckt Wiebke etwas am Boden, bückt sich, pflückt und hält uns ein Blatt hin: „Probiert mal! Das ist Knoblauchsrauke“, sagt Wiebke. Das Kraut schmeckt wie Knoblauch, hat aber einen Vorteil: Es hinterlässt keinen Mundgeruch. Wiebke benutzt die Blätter als Zutat in Quiche oder als Spinat-Ersatz. 

Knoblauchsrauke wächst auch im Sommer und Herbst noch. Unser Exemplar hat eine Knospe gebildet. Wiebke sagt, das sei das Gesicht der Pflanze, an dem wir sie gut erkennen können. „So langsam guckt sie uns an!“ Nice to meet you.

Eine Lichtung mit einer kleinen Anhöhe tut sich auf, wir wandern hinauf – das ist die Lübarser Höhe. Auf der einen Seite geht unser Blick über die weiten Wiesen Brandenburgs, auf der anderen Seite sehen wir Berlin mit Fernsehturm und die Häuser des Märkischen Viertels. 

Hier sitzen wir und genießen die Aussicht. „Wir Menschen haben eine Grünblindheit – wenn ein Tier im Gebüsch raschelt, schauen wir hin. Aber alles andere in der Natur ist für viele einfach nur grün“, sagt Wiebke. Schon als Kind habe sie von ihrer Oma gelernt, genauer hinzuschauen. Sie sammelte Spitzwegerich in ihrem Garten und kochte Tee gegen Husten, sie fand Schnittlauch auf den Wiesen ums Dorf und legte Löwenzahnblüten in Zuckerwasser ein, ein günstiger Honig. 

Wiebke zeigt auf eine Löwenzahnpflanze am Boden. „Den Stiel kann man übrigens als Strohhalm benutzen, der ist in der Mitte hohl.“

Und am Ende finden wir unseren größten Schatz. Es gibt ihn nur an wenigen Stellen in Berlin: Sanddorn. Er trägt schon Knospen, die leuchtend orangenen Früchte kommen erst im Oktober. „Sanddorn hat zehn Mal mehr Vitamin C als eine ganze Orange“, sagt Wiebke. Sie streichelt mit dem Finger über das kahle Holz und empfiehlt, Marmelade aus den Beeren zu kochen.

Am Ende unseres Wildkräuterspaziergangs durch den Berliner Norden nehmen wir eine wichtige Erkenntnis mit nach Hause: Wir laufen so oft an Wildpflanzen und Kräutern vorbei ohne zu ahnen, welche natürlichen Schätze an unseren Wegesrändern wachsen. Es lohnt sich, genauer hinzusehen. So wird vermeintlich Banales zu einem Schatz – indem wir es wertschätzen.