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Gesobau

Zum Schutz der Kinder

Die GESOBAU kooperiert ab sofort mit dem Rechtsmediziner Michael Tsokos und Jugendämtern, um noch gezielter als bisher auf das Wohl von Kindern zu achten.

160 Kinder, oft noch Säuglinge, sterben jährlich in Deutschland an Misshandlungen, 4.500 werden lebensgefährlich verletzt. »Die Täter stammen oft aus dem nahen Umfeld der Kinder, sind überforderte Eltern, hilflose Lebensgefährten«, weiß Prof. Dr. Michael Tsokos von der Berliner Charité, der 2014 die erste Gewaltschutzambulanz Deutschlands eröffnet hat. Alle im Umfeld eines Kindes müssten die Augen offen halten und sich über Beobachtungen austauschen, fordert Tsokos in seinem Buch »Deutschland misshandelt seine Kinder«. Für die GESOBAU ein Anstoß, sich noch intensiver um das Wohl von Kindern zu kümmern. Dazu hat sie jetzt Kooperationsvereinbarungen mit den Jugendämtern der Bezirke Mitte, Reinickendorf und Pankow abgeschlossen und auch den Kinderschutzexperten Michael Tsokos mit ins Boot geholt.

Dessen Buch habe ihn tief berührt, sagt GESOBAU-Vorstandsvorsitzender Jörg Franzen, schließlich sei er selbst Vater. »Letztlich waren es die Zahlen, die Professor Tsokos vorgelegt hat, die uns nachdenklich gemacht haben«, sagt GESOBAU-Geschäftsbereichsleiter Lars Holborn. »In unserem Wohnungsbestand bilden wir den statistischen Querschnitt der Bevölkerung ab. Da können wir uns ausmalen, dass es auch bei uns Fälle von Kindesmisshandlung geben kann.« Deswegen sind in den GESOBAU-Kundencentern jetzt Kinderschutzbeauftragte im Einsatz – Mitarbeiter, die wissen, wo es Hilfe gibt. Mietertreffpunkte und GESOBAU-Geschäftsstellen wurden außerdem offiziell als Kindernotinseln ausgewiesen.

Wer ist am nächsten dran an einem möglichen Brennpunkt? Wer merkt am ehesten, dass in einer Familie etwas nicht stimmt? Es sind oft die Hausmeister und Kundenbetreuer, die von einem Nachbarn angesprochen werden, der sich über Kindergeschrei in der Nacht aus einer anderen Wohnung beklagt. Oder denen ein Nachbar erzählt, dass ein Kind aus dem Haus ständig blaue Flecken habe. Deshalb hat die GESOBAU nun im Zuge der neuen Kooperationen damit begonnen, zusätzlich zu ihren Sozialmanagern Hausmeister und Mitarbeiter im Kundenservice schulen zu lassen. »Es erfordert Mut hinzugucken«, sagt GESOBAU-Sozialmanagerin Helene Böhm. Umso mehr freut sie sich darüber, dass die Schulungen von den GESOBAU-Mitarbeitern gut angenommen wurden. Es gehe nicht darum, überforderte Eltern anzuschwärzen. »Wir wollen gestressten Eltern Tipps geben, an wen sie sich mit ihren Problemen wenden können, und Hilfe vermitteln.« Was aber nicht ausschließe, dass im Notfall auch Jugendamt oder Polizei eingeschaltet würden. »Ziel ist, unsere Mitarbeiter zu sensibilisieren und genormte Verhaltensweisen in Krisensituationen zu erreichen«, erläutert Helene Böhm. Mediziner Tsokos lobt das Engagement, das in dieser Form in Deutschland eher selten vorzufinden und zum Nachahmen empfohlen sei. Er steht den GESOBAU-Kinderschutzbeauftragten mit Tipps und Ratschlägen zur Seite.

Eine gute Sache, waren sich auch die Verantwortlichen in den Rathäusern der drei Bezirke einig, in denen die GESOBAU Wohnungen unterhält. Deswegen schulen Fachkräfte der Jugendämter die Kinderschutzbeauftragten der GESOBAU. »Es ist wichtig, Kindern und deren Eltern frühzeitig Hilfen anzubieten«, lobt Reinickendorfs Jugend- und Familienstadtrat Andreas Höhne das Engagement der GESOBAU. Die gehöre zu den Wohnungsgesellschaften, die schon vor Jahren erkannt hätten, »dass es nicht reicht, Wohnraum zu verwalten, sondern die sich darum kümmert, dass es den Mieter gut geht«. Auch im Bezirksamt Mitte habe man der Kooperation mit der GESOBAU sofort zugestimmt, berichtet die dortige Jugendstadträtin Sabine Smentek, »nicht zuletzt aus der guten Erfahrung heraus, dass es ein Vorteil ist, wenn viele Menschen miteinander zum Wohle der Kinder arbeiten«. Auf gute Erfahrungen verweist auch Pankows Jugendstadträtin Christine Keil: Mit der GESOBAU habe man bereits einige Projekte erfolgreich umgesetzt – etwa das Familienzentrum in der Hansastraße 88. »Da konnten wir Familien in schwierigen Lebenssituationen helfen. Mit der neuen Kooperation können wir im Kinderschutz noch systematischer zusammenarbeiten.«

„Präventiv wirken“

Gloria Weckert (56) ist Kundenbetreuerin im GESOBAU-Kundencenter in Pankow.

Ehrenamtlich engagiert sie sich jetzt auch als Kinderschutzbeauftragte in ihrem Kundenbereich.

Warum setzen Sie sich bei der GESOBAU für den Kinderschutz ein?
Weckert: Als Mutter eines Sohnes liegt mir das Thema natürlich am Herzen. Seitdem ich eine kleine Enkeltochter habe, bin ich noch sensibilisierter. Nichts ist schöner als ihr Lachen. Das möchte ich auf jedem Kindergesicht sehen.

Wie machen Sie sich fit für Ihre neue Aufgabe?
Weckert: Die GESOBAU-Sozialmanager besprechen die Thematik mit uns und wir werden explizit geschult – vom Kinderschutzexperten Professor Tsokos ebenso wie von den Fachleuten vom Jugendamt. Wir lernen, genau hinzuschauen, richtig zu interpretieren, zu erkennen, wann wir handeln, Hilfe holen müssen. Ich verstehe mich als Mittlerin, die im Fall einer möglichen Kindesmisshandlung sofort die richtigen Ansprechpartner an der Hand hat, damit schnell reagiert und geholfen werden kann – dem Kind, wie auch den Eltern.

Was erhofft Sie sich von Ihrem Engagement?
Weckert: Bislang habe ich im Kleinen helfen können. Seit 20 Jahren arbeite ich in der Kundenbetreuung. Viele Mieter kennen mich und haben Vertrauen zu mir gefasst. Treten Probleme auf, wenden sich bereits einige an mich – beispielsweise eine junge Mutter, die sich nach der Geburt ihres dritten Kindes überfordert fühlte. Unterstützen konnte ich aber stets nur im Einzelfall. Jetzt besteht die Chance einer strukturierteren Hilfe – und wir bauen eine gute Basis auf, um präventiv zu wirken.

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