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Menschensilhouetten

Im Kiez

Für mehr Vielfalt in Reinickendorf

13 Integrationsbeauftragte gibt es in Berlin. Eine davon ist Julia Stadtfeld – und zwar seit September 2019 im Bezirk Reinickendorf. Stadtfeld wuchs in einem kleinen Winzerort in Rheinland-Pfalz auf. Nach ihrem Studium der Ethnologie und Geografie zog es sie nach ­Indien und in den Kaukasus. Nach einer Zeit als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Humboldt Universität arbeitet sie nun in einem Job, den sie als „Herzensangelegenheit“ empfindet

Was war das schönste Erlebnis, das Sie bei Ihrer Arbeit als Integrationsbeauftragte bisher hatten?
Trotz der Corona-Pandemie gab es im letzten Jahr viele schöne Momente. Einer davon war, dass eine jesidische Familie, die aus Syrien flüchten musste und die ich betreue, nach über vier Jahren Suche endlich eine neue Wohnung gefunden hat. Ich weiß noch genau, wie sie freudestrahlend auf mich zukam, als sie mir davon in ihrer beengten Unterkunft in Tegel-Süd berichtete. Sie hatte endlich eine 5-Zimmer-Wohnung in Spandau gefunden. Das Beste daran war, dass die Kinder in derselben Schule bleiben können, weil es eine gute Busverbindung gibt. Wohnraum ist besonders für neu zugewanderte Familien in Berlin ein brennendes Thema.

Sie helfen nicht nur Wohnungs­suchenden. Was machen Sie als Integrationsbeauftragte außerdem?
Ich kümmere mich darum, dass alle Menschen mit Zuwanderungserfahrung gleichberechtigt am politischen, sozialen und gesellschaftlichen Leben teilhaben können. Dafür arbeite ich eng mit Vereinen, Jugendfreizeiteinrichtungen, migrantischen Organisationen, Ehrenamtlichen, aber auch dem Jugend- und Sozialamt zusammen. Interessierte Bürger*innen können mich jederzeit anrufen, wenn sie Fragen haben.

Was haben Sie bisher erreicht?
Am wichtigsten ist mir, dass ich die Vielfalt von Menschen in meinem Bezirk sichtbar mache, schließlich hat ein Drittel der 270.000 Bürger*innen in Reinickendorf Zuwanderungserfahrung. Um das zu erreichen, gibt es die unterschiedlichsten Projekte, damit sich die Menschen in der Nachbarschaft begegnen. Im letzten Jahr konnten wir trotz der Pandemie zum ersten Mal eine interkulturelle Woche mit insgesamt 50 Veranstaltungen organisieren, natürlich unter strengen Hygieneregeln. Außerdem haben wir eine Studie zum Thema Vielfalt in Reinickendorf durchgeführt, um noch besser auf die Bedürfnisse der Menschen einzugehen.

Welchen Herausforderungen sehen Sie sich wegen der Corona-Pandemie gegenübergestellt?
Persönliche Begegnungen vermissen alle sehr, die Sprachcafes und Begegnungsprojekte in den Gemeinschaftsunter­künften sind geschlossen. Viele Menschen fühlen sich isoliert. ­Außerdem fehlte es lange Zeit an einer grundlegenden technischen Ausstattung für Kinder und Jugendliche beim Homeschooling. Auch die Eltern sind, nicht zuletzt häufig aus sprachlichen Gründen, selten in der Lage, ihre Kinder beim Lernen ausreichend zu unterstützen.

Welches Projekt steht als nächstes an?
Reinickendorf ist einer von drei Bezirk, der noch keinen Integrationsbeirat hat. Das ist ein Beirat, der sich für ein gleichberechtigtes Zusammen­leben aller Einwohner*innen im ­Bezirk einsetzt, unabhängig von der ethnischen Herkunft, Geschlecht, der Religion oder Weltanschauung, einer Behinderung, Alter oder der sexuellen Identität. Ich möchte mich in diesem Jahr dafür einsetzen, dass es bald auch einen Integrationsbeirat in Reinickendorf gibt.

Bezirksamt Reinickendorf

Julia Stadtfeld
Integrationsbeauftragte
Abteilung Wirtschaft, Gesundheit, Integration und Soziales
Eichborndamm 215, 13437 Reinickendorf julia.stadtfeld@reinickendorf.berlin.de 030/020242012


Aufmacherbild: iStock


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