
Im Kiez
Tauschen statt Wegwerfen
Ob Krimis, Bilderbücher, Gedichtbände, Romane oder Reiseführer: In der BücherboXX finden Leser*innen jeden Alters eine passende Lektüre. Eine dieser umgebauten Telefonzellen steht nun in der Hansastraße in Weißensee. Viele Bewohner*innen und etliche Kinder haben an der Eröffnungsfeier teilgenommen. Jetzt darf sich hier jede*r mit Büchern versorgen oder eines seiner eigenen, ausgelesenen Bücher hineinstellen.

Kirsten Huthmann (GESOBAU AG) und Initiator Konrad Kutt (INBAK) eröffnen die BücherboXX in der Hansastraße, gegenüber vom Familienzentrum Weißensee
Foto: Christoph Schieder
Konrad Kutt ist der Erfinder des Projekts und Kooperationspartner der GESOBAU. Vor gut zehn Jahren hat er die nachhaltige BücherboXX ins Leben gerufen. Mittlerweile stehen in Berlin rund 20 BücherboXXen. Lesestoff tauschen statt kaufen – das ist Kutts Vorstellung: „Ich bin dafür, dass Menschen mehr teilen und dafür weniger kaufen und wegwerfen.“ Bereits gelesene Bücher sollen nicht im Regal verstauben, sondern genutzt werden.
Das Projekt steht aber auch noch unter einem anderen Gesichtspunkt für nachhaltige Verwertung von Ressourcen: Ausrangierte Telefonzellen werden kreativ genutzt und nicht verschrottet. An ihrem Umbau zu BücherboXXen sind Auszubildende aus unterschiedlichen Bereichen beteiligt: Tischler*innen, Designer*innen, Elektroniker*innen, Fachleute für Farb- und Sprühtechnik sowie Metall, aber auch angehende Kaufleute. Auf dem Dach der Mini-Bibliothek liefert eine Solarzelle Strom für die Beleuchtung. „So einfach kann man kostenlosen Strom erzeugen“, sagt Kutt. Die Azubis lernen also nebenbei, wie Solar- und Photovoltaiktechnik funktioniert.

Clever: Eine Solarzelle auf dem Dach der BücherboXX liefert den Strom für die Beleuchtung
Foto: Christoph Schieder
Doch nicht nur das Engagement der Nachwuchskräfte wird gefördert; Kirsten Huthmann vom Sozial- und Quartiersmanagement der GESOBAU freut sich, dass sich auch Mieter*innen für die BücherboXX engagieren. „So soll es sein: Über die BücherboXX können sich Nachbar*innen vernetzen und neue Kontakte knüpfen. Sie hilft dabei, dass eine lebendige Nachbarschaft entsteht“, sagt sie. Und statt zu Hause die Regale zu verstopfen, bekommen gespendete Bücher hier die Chance auf ein zweites Leben durch neue Leser*innen.

Die Kiezbewohnerin Katja de la Motte ist Bücherpatin in Weißensee
Foto: Christoph Schieder
Dabei helfen Bücherpat*innen. Eine davon ist Katja de la Motte, sie ist selbst leidenschaftliche Leserin. Derzeit liest sie einen Roman, den sie in der BücherboXX entdeckt hat. In ihrer Freizeit kümmert sie sich darum, dass immer alles ordentlich sortiert ist – vor allem Kinderbücher sollten immer unten stehen, damit sie für die Kleinen leicht erreichbar sind. Gelegentlich putzt sie auch die Scheiben der umgebauten Telefonzelle.
Katja de la Motte wohnt mit ihrem Mann und zwei Kleinkindern im Quartier und wünscht sich, dass vor allem Kinder mehr Lust auf Bücher bekommen. Ihr bisheriges Fazit fällt positiv aus: „Ich habe den Eindruck, dass die Box gut angenommen wird, denn es stehen immer andere Bücher drin.“
Weitere Informationen zu den BücherboXXen in Berlin gibt es online unter https://buecherboxx.info/
Autorin: Annette Walter; Bilder: Christoph Schieder