
Im Kiez
Den Wedding entdecken
Wie kamen Sie auf die Idee, Weddingweiser.de zu gründen?
Joachim Faust: Es begann damit, dass ich vom Ortsteil Gesundbrunnen in den Ortsteil Wedding zog. Während Gesundbrunnen sehr lebendig und kulturell vielfältig ist, empfand ich Wedding als ein bisschen langweilig. Meine Motivation war, die schönen Sachen, die ich in meiner neuen Wohngegend entdeckte, aufzuschreiben – eine Orientierungshilfe für den Wedding und eine gute Möglichkeit für Läden und Restaurants, bekannter zu werden. Vielen Leuten gefiel das anscheinend, ich bekam sehr positive Rückmeldungen.
Was gibt es denn im Wedding zu entdecken?
Während man an den großen Straßen mit ihrer immer gleichen Struktur aus Döner- und Handyläden früher wenig Interessantes fand, gab es in den Nebenstraßen immer schon viele besondere Orte wie das „Eiscafé Kibo“, die Crêperie und Kellerbar „Malör“ oder einfach kleine Manufakturen. Inzwischen tut sich auch an den Hauptverkehrsstraßen etwas. In unseren monatlichen Redaktionssitzungen tauschen wir uns über unsere Entdeckungen aus und entscheiden dann, was wir online stellen.

Joachim Faust hat das Kiezportal „Weddingweiser“ gegründet
Foto: DRV BUND
Wie kann man bei Weddingweiser.de mitmachen?
Wer einen Tipp oder ein interessantes Thema hat, kann uns eine E-Mail schreiben. Oft fragen wir die Leser und Leserinnen auch auf Facebook oder im Newsletter nach den besten Eisdielen, Bäckereien oder Frühstückscafés. Im Newsletter verlosen wir regelmäßig Gutscheine für Geschäfte oder Restaurants. Unsere Facebookgruppe „Weddingweiser Pinnwand“ hat inzwischen mehr als 13.000 Mitglieder. Sie geben einander Ratschläge, bieten ihre Hilfe an und tauschen sich aus. Wir haben auch schon einige Veranstaltungen ausgerichtet, zum Beispiel einen Abend mit Wedding-Filmen im City Kino oder einen Kurzfilmwettbewerb. Wer uns unterstützen möchte, kann das mit einer Spende von 2, 5 oder 15 Euro pro Monat tun. Das Geld deckt unsere Kosten. Wenn etwas übrigbleibt, spenden wir es an soziale Projekte.

Auf „Weddingweiser.de“ stellt die Redaktion Menschen aus dem Kiez vor und berichtet über Läden, Cafés und neue lokale Entdeckungen
Foto: Weddingweiser
Was macht den Wedding für Sie besonders lebens- und liebenswert?
Ich glaube, das ist diese Entspanntheit. Der Wedding ist nicht so aufgeregt und überdreht wie andere Innenstadtbezirke. Gleichzeitig sind viele Gegenden sehr grün. Für diese Innenstadtlage ist das schon einzigartig.
Was sind Ihre Lieblingsorte im Wedding?
Ich mag die Ecke See- und Müllerstraße. Hier spürt man echte Großstadtatmosphäre. Da reihen sich Friseure, Blumengeschäfte und Fitnessstudios neben einem Kino und Bars zum Ausgehen. Als ruhigen Ausgleich kann ich den Plötzensee empfehlen.
Interview: Judith Jenner, Aufmacherbild: Simply Maps