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Kinder auf einem Spielplatz

Im Kiez

Zu Besuch im Österreich Berlins

Emilia und Adriana spazieren mit uns durch das Tiroler Viertel in Pankow. Der Kiez ist grün und ruhig, und es gibt viel Platz zum Toben.

Adriana (10) und Emilia (7) überlegen nicht lange, wenn sie gefragt werden, was das Schönste an ihrem Kiez ist: die Eisdiele natürlich. Da gibt es so viele außergewöhnliche Sorten. Zitrone-Rosmarin mit Mascarpone zum Beispiel. Oder Französische Schokolade. Die beiden freuen sich schon darauf, dort mit uns zu naschen. Doch zuerst wollen wir gemeinsam durch das Tiroler Viertel in Pankow spazieren, in dem sie und ihre Mutter Martina seit neun Jahren zu Hause sind.

Die Mädchen lieben ihren Kiez. „Unsere Schule ist gleich um die Ecke, und alle unsere Freunde wohnen hier“, sagt Emilia. Und Adriana erzählt, dass es viele Spielplätze gibt, auf denen sie spielen können. Mutter Martina beschreibt das Tiroler Viertel als sehr familienfreundlich. Mit dem Fahrrad sind sie oft zum nahe gelegenen Bürgerpark unterwegs. „Es gibt hier außerdem viele kleine Geschäfte, und auch die Verkehrsanbindung ist super.“ In zehn Minuten ist man mit der U-Bahn mitten in der Stadt.

Das Tiroler Viertel liegt im Südwesten von Pankow und grenzt direkt an den Bezirk Prenzlauer Berg. Das dreieckig angelegte Quartier entstand vor gut hundert Jahren. Die Straßen und Plätze bekamen damals ihre Namen aus der österreichischen Provinz Tirol, etwa die Zillertal- oder die Brixener Straße. Fast alle Häuser sind inzwischen saniert. Es ist ruhig hier, in den kleinen Vorgärten blühen gerade Magnolien und Forsythien.

Adriana und Emilia sind aufgeregt, weil sie uns ihre Lieblingsecken zeigen dürfen. Zuerst geht es zum „KiezKlub“ an der Tiroler Straße. Das Gelände mit Spielhütte und Bolzplatz liegt neben der Hausnummer 51. Hier treffen sich die beiden nachmittags oft mit ihren Freund*innen. Adriana besucht außerdem einmal in der Woche die Koch-AG, und Emilia spielt gern mit dem Therapiehund Nerra. Der schwarze Labrador liebt Kinder und gehört Sozialarbeiter Harry, der im Kiezclub mit den Kindern bastelt und Fahrräder repariert.

Wegen der Corona-Pandemie ist all das gerade nicht möglich. Gegenwärtig ist der Club ausschließlich für Kinder von Geflüchteten geöffnet, für die es sonst kaum Betreuungsmöglichkeiten gibt. Bernhard Keller, der den „KiezKlub“ leitet, hofft jedoch, dass bald wieder alle Kinder kommen können und auch das Familiencafé wieder aufmachen darf.

Vom „KiezKlub“ sind es nur zwei Minuten bis zum Spielplatz auf dem Andreas-Hofer-Platz, einem etwa 150 mal 180 Meter großen Park mit einem Hügel aus den Trümmern des Zweiten Weltkrieges, den die Anwohner*innen „Brennerberg“ nennen – auch dieser Name hat seinen Ursprung in Tirol: Der Brennerpass ist ein Alpenübergang zwischen Nord- und Südtirol. Vom Berg in Pankow aus hat man einen schönen Blick über die angrenzenden Straßen und Gartenanlagen. „Wir können hier ungestört Ball spielen, klettern oder in den Sträuchern Höhlen bauen“, sagt Adriana. „Und im Winter kann man super rodeln“, fügt Emilia hinzu.

Runter vom Berg geht es die Esplanade entlang zur Bäckerei „La Vineta“. Auf dem Weg dorthin liegt das Kindertheater „Varia Vineta“, in der Berliner Straße 53. Das hat wegen Corona zwar vorerst bis Ende Juni geschlossen, den Mädchen ist es aber in reger Erinnerung, und sie zählen die vielen Märchen auf, die sie hier gesehen haben. Rumpelstilzchen etwa, Schneewittchen oder Frau Holle.

Das kleine Theater bietet auch Kindertheaterkurse an. Kinder ab dreieinhalb Jahren können sich in ihre Lieblingsfiguren verwandeln und mit anderen zusammen Märchen und Geschichten für ihre Eltern und Freund*innen aufführen. Auch Geburtstagsfeiern für Kinder richtet die Theatertruppe aus.

Im „La Vineta“ an der Berliner Straße holen sich Emilia und Adriana Croissants. „Die schmecken hier besonders gut“, sagt Emilia. Auch Frühstück kann man hier bekommen und natürlich jede Menge Kuchen. Die familiengeführte Bäckerei ist täglich geöffnet.

Die Brötchen für das Sonntagsfrühstück kauft Mutter Martina allerdings am liebsten in der Bäckerei „Eilert´s Schleckermäulchen“ an der Mühlenstraße 45. „Die schmecken wie die in meiner Kindheit“, sagt sie. Leider ist das Schleckermäulchen wegen eines Kellerbrandes vorübergehend geschlossen, sodass wir die Brötchen nicht probieren können.

Die Mädchen drängeln, sie wollen noch zum Spielplatz an der Trelleborger Straße 44 bis 46. Der Platz, der 2012 grundsaniert wurde, liegt inmitten eines großen Wohnblocks und ist von viel Grün umgeben. ­Adriana und Emilia stürzen sofort zu den Trampolinen. Dann geht es auf die Kletterburg. Emilia ist als Erste ganz oben. Lustig ist auch das Holzkarussell, auf dem man sich drehen und gleichzeitig wippen kann.

Am Ende unseres Spazierganges geht es dann endlich zur Eisdiele namens „Hokey Pokey“. Sie liegt an der Berliner Straße 49, gleich um die Ecke der Wohnung der Familie. Im Sommer sind Adriana und Emilia hier Stammgäste. Wir probieren Büffelmilcheis mit Stracciatella, Passionsfrucht und Indische Mango. Und sind begeistert.


Autorin: Regina Köhler; Aufmacherfoto: Verena Brüning


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