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Statue: Archaischer Erzengel von Heiligensee

Im Kiez

Sehenswürdigkeiten vor der Haustür

Auf Entdeckungstour in GESOBAU-Kiezen: Auch abseits der Innenstadt gibt es jede Menge Attraktionen zu finden. Erforschen Sie Spannendes aus Natur, Kunst und Stadtgeschichte in Ihrem Bezirk.

Siegessäule, Reichstag, Brandenburger Tor – kennt jeder, ob Einheimischer oder Tourist. Den Flughafen Tegel? Sicherlich auch. Und natürlich die Flaniermeilen der City-West und der City-Ost, den Ku’damm und Unter den Linden. Aber kennen Sie eigentlich auch den »archaischen Erzengel von Heiligensee«? Oder den »Berliner Balkon«?

Wer denkt, dass es sich dabei um eine für die Hauptstadt typische Bauart der geländerumzäunten Plattformen an Gebäuden handelt, ist nämlich schwer auf dem Holzweg. Aber vielleicht nicht mehr lange. Denn Berlins Wirtschaftssenatorin Ramona Pop will mehr Touristen aus dem Zentrum in die Außenbezirke locken – unter anderem auch dorthin, wo sich der einzig wahre Berliner Balkon befindet. Die Visit-Berlin-App »Going Local« listet deshalb bereits 700 Sehenswürdigkeiten in allen Berliner Bezirken auf. Wir zeigen einige überraschende und verborgene Orte in den GESOBAU-Kiezen, die auch Berliner mal gesehen haben sollten.

Reinickendorf

Da, da, da … ein Engel für die Kunst

Archaischer Erzengel von Heiligensee: Weit streckt er seine Flügel empor, allein der steinerne Sockel ist mannshoch. Sechs Jahre hat der Reinickendorfer Künstler Siegfried Kühl (1929-2015) an dem Kunstwerk gearbeitet. Geschaffen aus Holzbohlen, Planken, einem Räderwerk und einem alten Bootsrumpf, zum Gedenken an die Mitbegründerin der Berliner Dada-Bewegung, die Collagenkünstlerin und Malerin Hannah Höch. Anlässlich deren 100. Geburtstags wurde die Skulptur am 1. November 1989 errichtet – am Seglerkopf an der Großen Malche, der nördlichsten Bucht des Tegeler Sees. Kühl war mit der »zierlichen Frau mit dem Männerhaarschnitt«, die 1978 in Heiligensee starb, drei Jahrzehnte lang befreundet. Auch das Hannah-Höch-Haus (An der Wildbahn 33) ist so ein verborgener Ort im Bezirk Reinickendorf: Hierhin zog sich die Künstlerin 1939 zurück, als die Nazis sie als »Kulturbolschiwistin« diffamierten.

Reinickendorf

Hier fließt echtes Quellwasser

Osterquelle am Schildower Weg: Reinickendorfer sind bei ihrem Wochenendspaziergang vielleicht schon manches Mal an dem mit Steinquadern eingefassten Ort vorbeigelaufen, ohne zu wissen, dass es sich hier um eine echte Besonderheit handelt. Die Osterquelle, versteckt in einer Senke in den Flachmoorwiesen, ist die letzte frei sprudelnde Quelle Berlins. »Sie hat ganzjährig einen Temperaturschnitt von 9 Grad Celsius und transportiert pro Sekunde circa 7 Liter Wasser«, ist über die Visit-Berlin-App zu erfahren. Erstmals erwähnt wird sie 1751. Der Legende nach haben hier früher die Lübarser Mädchen »reines Osterwasser« geholt, »das gegen Seuchen, Gebrechen und gegen das Altern helfen sollte«. Wer statt Wasser lieber ein Bierchen zischt, kann im »Alten Dorfkrug« in Lübars einkehren (Do.–So. 12–21 Uhr), 2010 Bundessieger im Wettbewerb »Historische Wirtshäuser«.

Weißensee

Inspiration aus der Kaufhalle

Kunsthalle am Hamburger Platz: Weiß gestrichene Wände, Neonröhren an der Decke. Wo heute Kunst gezeigt wird, gingen die Bewohner aus der Umgebung früher einkaufen. Denn das Gebäude an der Gustav-Adolf-Straße 140, in dem sich heute die zur Kunsthochschule Weißensee gehörende Kunsthalle befindet, wurde in den 1960er-Jahren als Kaufhalle für Waren des täglichen Bedarfs errichtet. Jetzt treffen sich hier Studenten, um in Arbeitsgruppen zu diskutieren, Ausstellungen zu entwickeln und Events zu planen. Und natürlich auch, um ihre Arbeiten zu zeigen. Außerdem wird der 500 Quadratmeter große Flachbau für Workshops und Vorträge genutzt, werden hier Filme gezeigt, finden hier Konzerte statt. Unterstützt wird die Kunsthalle am Hamburger Platz vom Bundesministerium für Bildung und Forschung ebenso wie von der GESOBAU.

kunsthalle.kunsthochschule-berlin.de

Wedding

Berlins höchster Gipfel

Naturerlebnispark Arkenberge: Von wegen märkisches Flachland! Sanfte Hänge gibt’s in der ganzen Stadt, aber im äußersten Pankower Norden stehen die höchsten Gipfel: Die beiden Zwillingsspitzen der Arkenberge sind 120 bzw. 122 Meter hoch und bieten einen fantastischen Ausblick auf das Windrad-dekorierte Nichts des Barnims und auf die Berliner Skyline im Miniaturformat. Die ehemalige Bauschuttdeponie wurde seit 2001 renaturiert und übertrifft nun den bisherigen Spitzenreiter Teufelsberg um zwei Meter. Bald schon sollen hier ein Naturerlebnispark, ein Badesee und auch eine Sommerrodelbahn für Ausflugsspaß sorgen, derzeit sind besondere Veranstaltungen, beispielsweise am »Langen Tag der Stadtnatur« (16/17.6.) ein guter Anlass für naturnahe Erkundungen.

www.arkenberge.com

Wedding

Justitias Kathedrale

Amtsgericht Wedding: Ein Gericht als Sehenswürdigkeit? Jeder ist doch froh, wenn er mit Justitia nichts zu tun hat, werden Sie jetzt vielleicht sagen. Beim Amtsgericht am Brunnenplatz 1 sollten Sie eine Ausnahme machen und sich das Gebäude einmal genauer anschauen. Der 1901 bis 1906 nach Plänen von Rudolf Mönnich und Paul Thoemer im neogotischen Stil errichtete, unter Denkmalschutz stehende Bau ist äußerst schmuckvoll – mit prächtigem Giebel und schlanken Türmchen erinnert er an gotische Kathedralen. Es lohnt sich, auch einmal einen Blick ins Gebäude zu werfen: Die riesige Treppenhalle, die sich über vier Etagen erstreckt, ist beeindruckend (Mo.–Fr. 9–13 Uhr). Brunnenstraße 1 – das ist eben nicht nur die Adresse, die als Absender auf Mahnbescheiden steht.

Wedding

Hoch hinaus und tief herab

Volkspark Humboldthain: Von der Aussichtsplattform im Volkspark Humboldthain, errichtet auf einem ehemaligen Flakturm, kann man den Blick schweifen lassen. Unter anderem in Richtung Bösebrücke, die weltberühmt wurde, weil sich hier der Grenzübergang befand, der am 9. November 1989 als erster für DDR-Bürger geöffnet wurde. Der Flakturm ist Berlins drittgrößter Fledermaus-Überwinterungsplatz – für 250 Fledermäuse sechs verschiedener Arten. In den Sommermonaten bietet der Verein »Berliner Unterwelten«, der Teile des früheren Gefechtsturms zugänglich gemacht hat, dort Führungen an. Sitz des Vereins ist fast vis-à-vis, in einem ehemaligen Bunker im U-Bahnhof Gesundbrunnen. Dort kann man »auf vier Etagen alles über die verschiedensten Tunnel und unterirdischen Gänge Berlins erfahren«, informiert die Going-Local-App.

Hellersdorf

Barnim küsst Urstromtal

Berliner Balkon: Ein Balkon – das muss ein erhöhter Punkt sein. Zwar gibt es in Berlin keine Berge, aber immerhin Hänge. Ein solcher, unbebauter Hang zwischen Kaulsdorf und Mahlsdorf ist der »Berliner Balkon«. Hier, wo sich der Barnim 57 Meter und das Berliner Urstromtal 42 Meter über dem Meeresspiegel erheben, bietet sich Besuchern ein einzigartiges Panorama: über die Wohngebiete Kaulsdorf und Mahlsdorf, zu den Kaulsdorfer Seen, bis nach Köpenick zu den Müggelbergen und bis zum Fernsehturm am Alex. »Ein Rad- und Wanderweg führt quer über einen Teil des Geländes und zu einem zentral gelegenen Aussichtspunkt«, heißt es auf »Going Local Berlin«. Dieser ist am besten von der Kreuzung Kressenweg und Elsenstraße aus zu erreichen. Ein Holzkunstwerk erinnert dort an eine Bockwindmühle, die sich bis 1936 an diesem Ort befand.

Hellersdorf

Hier gibt‘s die Berliner Luft

Dorfkern Kaulsdorf: Marzahn-Hellersdorf – da denkt man an Neubaugebiete. Doch zum Bezirk gehören auch alte Dörfer. Wie das Angerdorf Kaulsdorf mit der mehr als 800 Jahre alten Jesuskirche. Oder dem Gutshof. Von 1782 bis 1785 war der im Besitz des Naturwissenschaftlers Franz Carl Achard, der hier die Zuckerproduktion aus Rüben erprobte. Seit den 1920er-Jahren gehört das Gelände der Firma Schilkin, die in den historischen Gebäuden (Alt-Kaulsdorf 1–11) Spirituosen in inzwischen vierter Generation produziert – darunter den klaren Pfefferminzlikör »Berliner Luft« und den berühmten Zarenvodka. Denn: Der Russe Apollon Fjodorowitsch Schilkin, der in den 1920er-Jahren nach Berlin emigrierte, war einst Hoflieferant des Zaren. Da versteht es sich von selbst, dass Urenkel Patrick Mier neben Goldbrand und Likören bis heute das Getränk brennt, das einst den Ruf Schilkins begründete.

Den eigenen Kiez neu entdecken: Die neue Smartphone-App von visitBerlin hat bekannte und unbekannte Orte aus allen Bezirken zusammengetragen. Auch Berliner können unter den mehr als 600 persönlichen Tipps, Touren, Veranstaltungen und Restaurant-Empfehlungen Neues vor der eigenen Haustür entdecken.

Kostenlos im App-Store

Text: Peter Polzer


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