
Im Kiez
Manchmal sind Familien überfordert
Marion* ist alleinerziehend und leidet seit Jahren unter einer psychischen Erkrankung. Das macht den Alltag doppelt schwer. Manchmal ist sie mit der Erziehung ihres 15-jährigen Sohnes und der 11-jährigen Tochter überfordert. Es ist schwierig für sie, den unterschiedlichen Bedürfnissen ihrer Kinder gerecht zu werden. Ihr Sohn fühlt sich verantwortlich für seine jüngere Schwester, das belastet ihn.
Psychologin Susanne Großmann-Borchardt und Diplom-Pädagogin Katja Ceglewski kennen viele solcher Fälle, Marion ist nur ein Beispiel. Die beiden Frauen leiten den Bereich ambulante Hilfen von „Stützrad“, einem gemeinnützigen Träger für ambulante und stationäre Kinder- und Jugendhilfe mit Beratungsräumen im Prenzlauer Berg und in Friedrichshain-Kreuzberg. Sie haben „Stützrad“ vor 21 Jahren mitgegründet. Der Name ist ein Symbol dafür, dass alle Menschen mal das Gleichgewicht verlieren und froh sind, wenn sie jemand stützt – so wie beim Radfahren.
Seit zwei Jahren bekommt auch Marion Hilfe von einer ausgebildeten Pädagogin der Organisation, und zwar sechs Stunden pro Woche. Die Pädagogin berät bei Erziehungsfragen und steht der Mutter im Alltag zur Seite.
„In der Regel geht es um Erziehungsberatung“
Bei „Stützrad“ arbeiten 30 Kolleg*innen im Bereich der ambulanten Hilfe. Die Jugendämter vermitteln die Psycholog*innen, Pädagog*innen und Therapeut*innen an Familien, die Unterstützung brauchen. „In der Regel geht es um Erziehungsberatung“, sagt Susanne Großmann-Borchardt. Aber auch wenn sich Eltern trennen, finanzielle Probleme haben oder in psychische Notlagen geraten sind, helfen die Familienexpert*innen.

Die Mitarbeiter*innen von „Stützrad“ erarbeiten mit Familien einen Plan für den Alltag. Susanne Großmann-Borchardt (links) leitet den Bereich „Ambulant“, Peter Cersovsky (rechts) ist der Geschäftsführer von „Stützrad“
Foto: Verena Brüning
Während der Corona-Beschränkungen waren die Fachleute besonders gefragt. „Um den Kontakt zu unseren Familien aufrechtzuerhalten, haben wir im April besondere Beschäftigungspäckchen verteilt“, sagt Katja Ceglewski. „Über 70 Kindern und Jugendlichen haben wir damit geholfen.“ In diesen Päckchen waren Stifte, Papier, Fingermalfarben, Bücher, Bastelsets oder Brettspiele, die dank einer Spende der GESOBAU Stiftung in Höhe von 800 Euro gekauft werden konnten.
Die Päckchen wurden je nach Alter der Kinder zusammengestellt und enthielten zum Beispiel Bastelideen für Geschenke oder Anleitungen für neue Brettspiele. Viele Familien haben die Ergebnisse per Video oder auf Fotos präsentiert. Und einige Familien haben sich auch von Stützrad-Mitarbeiter*innen zu Hause helfen lassen.
Der gemeinnützige Träger „Stützrad“ unterstützt auch Kinder- und Jugendwohngruppen, geflüchtete Familien, Familienhebammen und Schulsozialarbeiter*innen. Im Familienzentrum an der Schivelbeiner Straße im Prenzlauer Berg gibt es zudem einen offenen Treff. Hier können Eltern Beratungsgespräche führen, sich Bücher und Spiele ausleihen oder an Yoga-, Tanz- und Musikgruppen teilnehmen.
Mehr dazu: www.stuetzrad.de
Spendenkonto bei der Bank für Sozialwirtschaft
IBAN: DE 96100205000003028806 BIC: BFSWDE33BER
*Name wurde geändert
Autorin: Regina Köhler, Aufmacherfoto: Verena Brüning