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Maike Janssen ist gut vernetzt in ihrem Kiez Gesundbrunnen. Hier trifft sie häufig Bekannte

Im Kiez

Kiezspaziergang: Die Brückenbauerin

Maike Janssen ist Stadtteil­koordinatorin in Gesundbrunnen. Sie vernetzt Bewohner*innen. Uns zeigt sie die schönsten Seiten des Kiezes.

Es ist ein bisschen wie auf dem Dorf, wenn Maike Janssen im Gesund­brunnen-Kiez unterwegs ist. Sie wird oft gegrüßt, bleibt stehen und plaudert ein wenig. Die Leute kennen sie hier seit Jahren. Und Janssen kennt ihren Kiez. Sie weiß, wo es guten Kaffee gibt oder eine Bank im Grünen und natürlich auch, wo welche sozialen Projekte zu finden sind – etwa das Lotsen­projekt „die brücke“. Hier unter­stützen selbst Zugewanderte andere Zugewanderte bei Fragen rund um Arbeit, Familie oder Wohnen. 

Maike Janssen ist Stadt­teil­koordinatorin. Es ist ihre Aufgabe, den Kiez genau im Auge zu behalten, heraus­zu­finden, welche Sorgen, Probleme, Wünsche und Bedürfnisse die Bewohner*innen haben. Sie sei eine Vermittlerin zwischen dem zuständigen Bezirks­amt Mitte und den Menschen im Quartier, beschreibt die Soziologin ihren Job.

„Das Schöne an meiner Arbeit ist, dass ich Bewohner*innen auf viel­fältige Art und Weise behilflich sein kann“, sagt sie. Gerade gehe es zum Beispiel darum, in der Nachbar­schaftsEtage in der Osloer Straße 12 eine Sprech­stunde für ältere Menschen einzurichten. „Ich erlebe immer wieder, dass jemand von seinen Kindern oder Enkeln ein Smart­phone geschenkt bekommt und gar nicht weiß, wie man Nachrichten verschickt.“ Solche Probleme lassen sich dann leicht aus der Welt schaffen.

Maike Janssen ist Stadtteil­koordinatorin in Gesundbrunnen

Maike Janssen trifft Irene Müller, die in der Bibliothek am Luisenbad arbeitet

Foto: Patricia Haas
Spannende Orte in Gesundbrunnen

Seit 1995 befindet sich diese in dem Gebäude in der Travemünder Straße. Früher war hier eine Badeanstalt

Foto: Patricia Haas

Es ist ein sonniger Januartag, an dem wir uns zu unserem Spazier­gang treffen. Maike Janssen hatte vor­geschlagen, ein Stück an der Panke ­entlang­zu­gehen. Sie mag die Ruhe hier, das Länd­liche, den Gegen­satz zum trubeligen Kiez. Hier könne man auch einiges über die Geschichte der Gegend erfahren, sagt sie und führt uns zu der Bibliothek, die heute im Luisen­bad an der Trave­­münder Straße unter­gebracht ist. Hier gab es einst eine Heil­quelle – deshalb heißt der Ortsteil „Gesund­brunnen“. Vor fast 150 Jahren gründete dort der Unter­nehmer Ernst Gustav Otto Oscholinski einen prächtigen Amüsier­betrieb mit Schwimm­bad, Theater und Restaurant. Einige Gebäude sind bis heute erhalten. Anfang der 1990er-Jahre wurden sie saniert, 1995 zog die Bibliothek ein. 

Maike Janssen gefällt, wie die Architekten beim Umbau die alten und modernen Gebäude geschickt miteinander kombiniert haben. An diesem Vormittag hat sie sich mit Bibliothekarin Irene Müller verabredet. Die führt uns durch das Haus. „Wir haben Bücher und andere Medien für die ganze Familie“, sagt Müller. „Rund 800 Besucher*innen kommen täglich hierher und nutzen unsere Angebote.“ Vom Lese­saal aus hat man einen schönen Blick auf eine große Wiese, auf der im Sommer Tische und Stühle für die Besucher*innen stehen. Entlang einer Ziegel­mauer, die den Garten begrenzt, wachsen Efeu und Stauden. Kiez­bewohnerin Maria Meyer pflegt diese Anlage. Das hat sie Maike Janssen zu verdanken, die die 71-Jährige vor fünf Jahren mit den Mit­arbeiter*innen der Bibliothek bekannt gemacht hatte. Seitdem ist Maria Meyer dort ehren­amtlich tätig. 

Etwas weiter die Panke entlang, in der Soldiner Straße 32, essen wir im „Rosa Parks Café“ zu Mittag. Auf der Tages­karte stehen Zucchini-Feta-Puffer mit Zaziki und Blattsalat. Dazu trinken wir Tee von frischer Minze. Inhaberin Maxi Weichert erzählt, dass sie ihr Café im August 2017 eröffnete. Gleich um die Ecke, in der Wriezener Straße 19, hatte im Frühjahr 2017 der amerikanischer Künstler Ryan Mendoza das originale Holz­haus der 2005 verstorbenen schwarzen Bürger­rechtlerin Rosa Parks wieder aufgebaut. Die Amerikanerin hatte 1955 den Anfang vom Ende der Rassen­trennung in den USA eingeläutet. Ihr Haus stand in Detroit und sollte abgerissen werden. Mendoza kaufte das Haus, baute es ausei­nander und transportierte die Einzel­teile per Schiff nach Berlin. Seit 2018 befindet sich das Haus wieder in den USA. „Das Projekt brachte mich auf den Namen für mein Café“, erzählt Maxi Weichert. Sie hat viele Stamm­kund*innen. Der Name dieser mutigen Frau locke auch Tourist*innen, sagt sie. Alle lieben die fantasie­vollen Angebote auf der täglich wechselnden Speise­karte, aber auch die süßen Leckereien wie French Toast mit Blaubeer-Mascarpone­creme.

Nun will uns Maike Janssen noch bei den Mitarbeiter*innen des Quartiers­managements Soldiner Straße vorbei­schauen, mit denen sie seit Jahren zusammen­arbeitet. Im Büro an der Kolonie­straße begrüßen uns Sarah Manz und Nadin Schmolke. „Wir sind an den Wochen­tagen zwischen 10 und 16 Uhr für alle und alles ansprechbar“, sagt Manz. 

Gemeinsam mit den Anwohner*innen organisieren sie Berufsmessen für Schüler*innen oder Diskussions­abende zur Zukunft des Kiezes. „Wir haben auch Geld für nachbarschaftliche Projekte“, erzählt Manz. „Kiez­bewohner*innen können bei uns finanzielle Unter­stützung für ihre Ideen beantragen.“ Eine ältere Dame möchte zum Beispiel einen Nähkurs anbieten, ein Ehepaar in seinem Garten ein Sommer­kino einrichten. 

Hütte in Gesundbrunnen

Die Stadtteilkoordinatorin Maike Janssen zeigt uns den Abenteuerspielplatz Panke

Foto: Patricia Haas
Spannende Orte in Gesundbrunnen

Foto: Patricia Haas

 

Zum Schluss zeigt uns die Stadt­teil­koordinatorin den Abenteuer­spiel­platz Panke nahe des S-Bahn­hofes Wollank­straße. Hier können Kinder Holz­hütten bauen, gärtnern und im Sommer sogar Honig schleudern. Es gibt auch einen kleinen Gemüse­­garten. Den haben die beiden Sozial­arbeiter, die den Platz betreuen, mit den Kindern angelegt. Außer freudigen Kindern hört man fast nichts. Die Stadt scheint hier weit weg. „Manche denken, der Gesund­brunnen-Kiez sei ein graues Häusermeer“, sagt Maike Janssen. „Doch das stimmt überhaupt nicht.“


Text: Regina Köhler; Fotos: Patricia Haas


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