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Collage mit Berliner Wahrzeichen

Im Kiez

Berliner Straßenname: Ich trage einen großen Namen

Die Straße, in der Sie wohnen: Wissen Sie, woher diese ihren Namen hat? Unser kleiner Straßenführer für Berlin und seine GESOBAU-Ortsteile.

Straßen brauchen Namen

Straßen, Wege, Gassen, Ufer, Alleen oder Dämme werden meist benannt nach Orten (in deren Richtung sie führen), Subjekten (Wegmale, Bauwerke, Naturbegriffen, Handwerkerzünften etc.), berühmten Persönlichkeiten (frühestens fünf Jahre nach deren Tod, Ausnahmen möglich) oder Klassifizierungen (»Hauptstraße«). Bei den Namensstraßen sind je nach Bezirk zwischen 90 und 95 Prozent nach Männern benannt. Viele Bezirke benennen deshalb neue Straßen nur noch nach Frauen, um mehr weibliche Vorbilder im Stadtbild präsent zu machen.

Im TV geht die Lindenstraße bald zu Ende, aber 3.127 deutsche Lindenstraßen bleiben. Wie oft es Ihre Straße gibt, zeigt diese interaktive Deutschlandkarte:
www.zeit.de/interactive/strassennamen


Lebensadern der Stadt

Berlin gliedert sich in 12 Bezirke oder 96 Ortsteile. Diese werden von 9.473 öffentlichen Straßen mit einer Gesamtlänge von 5.419 Kilometer erschlossen, hinzu kommen 228 öffentliche Plätze. In einer Straße leben im Durchschnitt rund 350 Berlinerinnen und Berliner. Längste Straße ist das Adlergestell mit 11,9 Kilometern, kürzeste die Eiergasse im Nikolaiviertel mit 16 Metern. Zu den ältesten Straßen gehören die Brüderstraße (angelegt im 13. Jahrhundert) und die Klosterstraße (14. Jahrhundert) in Mitte.


Wohnen Sie Hufeisen oder Zickzack?

Bis Ende des 18. Jahrhunderts waren alle Häuser im damals kleinstädtischen Berlin durchnummeriert. Ab 1799 begann der Magistrat mit der Durchnummerierung der Straßen – auf der einen Seite hoch und dann wieder zurück. Dieses preußische »Hufeisen-System« bei Hausnummern hatte den Nachteil, dass Straßen anschließend nicht mehr verlängert werden konnten. Schon im 19. Jahrhundert begann man deshalb mit dem Gerade-Ungerade-»Zickzack-System«. Diese Methode war nach der Gründung Groß-Berlins die einzig praktikable und wurde ab 1927 Standard.

Wo gilt »Hufeisen« und wo »Zickzack«? Dieser interaktive Stadtplan gibt Auskunft:
hausnummern.tagesspiegel.de

Straßen sind Kinder ihrer Zeit

Im Wedding werden derzeit die Verbrechen der Kolonialzeit diskutiert, denn im Afrikanischen Viertel sind einige Straßen nach damals an Völkermorden beteiligten Deutschen benannt. Nach dem Willen vieler Antirassismus-Aktivisten sollte auch die Mohrenstraße in Mitte einen neuen Namen bekommen. Der Zeitgeist hat den Berliner Stadtplan seit jeher umgeschrieben: Der heutige Theodor-Heuss-Platz hieß zwischen 1933 und 1945 Adolf-Hitler-Platz. Heute brennt dort Berlins ewige Flamme gegen Flucht und Vertreibung (Foto). Anfang der 1990er-Jahre wurden im Ostteil rund 800 Straßen umbenannt, die inzwischen umstrittene Persönlichkeiten des Kommunismus würdigten.

Hintergründe zur Geschichte aller Berliner Straßen: 
kauperts.de/Strassenverzeichnis


Berliner Beispiele

Alexanderplatz

MITTE: Berlins größter und zugigster Platz hatte schon viele Namen: Ochsenplatz, Paradeplatz, Platz vor dem Königs Thor. Zu seinem heutigen Namen kam er am 25. Oktober 1805. An diesem Tag passierte ihn der russische Zar Alexander I. auf Staatsbesuch in Preußen. Schon am nächsten Tag wurde der Platz nach dem Staatsgast benannt.

Wilhelmsruher Damm

MÄRKISCHES VIERTEL: Über den größten Boulevard kommen die rund 40.000 Bewohnerinnen und Bewohner des Märkischen Viertels fast jeden Tag. Er führt in Richtung des Pankower Ortsteils Wilhelmsruh und existierte schon vor dem Bau des »MV«. Das macht ihn zur einzigen Straße hier, die nicht nach einem Ort in der Mark Brandenburg benannt ist. Denn auf diese bezieht sich der Name der Großsiedlung.

Sparrstraße

WEDDING: GESOBAU-Mieter mit dieser Adresse sollten den MacGyver des 17. Jahrhunderts kennen: Als der Turm der Berliner Marienkirche 1661 von einem Blitz getroffen wurde, hatte der preußische Generalfeldmarschall Otto Christoph Freiherr von Sparr gerade in der Nähe zu tun. Er ließ vom Stadtwall eine Kanone herbeischaffen und auf den brennenden Kirchturm schießen. Der genaue Schuss ließ die Turmspitze auseinanderbrechen und zu Boden fallen, wo der Brand gelöscht wurde.

Cruesemarkstraße

PANKOW: Hier am Schlosspark Schönhausen wohnen die GESOBAU-Mieterinnen und -Mieter nicht nur in heiß begehrter Lage. Sie flanieren außerdem tagtäglich über die Ursprünge ihres Kiezes. Pankow, das erst 1920 in Berlin eingemeindet wurde und zuvor im Kreis Niederbarnim lag, war über Jahrhunderte ein verschlafenes Bauerndorf. Meynecke Crusemark, erster Pankower Bauer, der namentlich bekannt ist, hatte hier seinen Hof. So wurde es am 26. Juli 1438 fürstlich dokumentiert.

Amalienstraße

WEISSENSEE: Das Weißenseer Gründerviertel trägt diesen Namen zu Recht: Hier haben sich all die, die sich vor knapp 150 Jahren um die Entwicklung des Gebietes verdient machten, in den Straßennamen verewigt. Der Politiker und Unternehmer Gustav-Adolf Schön hat so ab 1870 seine halbe Familie aufs Schild gebannt: Die Amalienstraße ist nach seiner Cousine benannt, der Antonplatz nach seinem Bruder. Er selbst ehrte sich mit der Gustav-Adolf- und der Schönstraße. 

Tangermünderstraße

HELLERSDORF: An Theodor Fontanes 201. Geburtstag werden die 431 GESOBAU-Wohnungen in der Tangermünder Straße schon vermietet sein. Jetzt, im Fontanejahr, werkeln hier noch die Bauarbeiter. Die neue Adresse im GESOBAU-Bestand verweist auf das 100 Kilometer entfernte Kleinstädtchen Tangermünde an der Elbe, das Fontane als Schauplatz für seine berühmte Novelle »Grete Minde« wählte. Titelheldin Grete durchlebt hier Ablehnung und Enttäuschung – was am Ende zur Katastrophe führt. Fontanes einfühlsame Beschreibung der ungerecht behandelten Grete könnte ein außergewöhnliches Small-Talk-Thema der neuen Bewohner an den Mülltonnen werden.

Lion-Feuchtwanger-Straße

HELLERSDORF: Hier errichtet die GESOBAU bis zum Frühjahr 2020 334 neue Wohnungen. Die Adresse der zukünftigen Mieterinnen und Mieter erinnert an einen der erfolgreichsten deutschen Schriftsteller des vergangenen Jahrhunderts. Als Jude beschäftigte sich Feuchtwanger immer wieder mit jüdischer Geschichte, durch seinen Bestseller »Jud Süß« kam er schließlich zu Weltruhm. Ab 1933 lebte er im französischen Exil, die Nazis hatten ihn zuvor zum »Staatsfeind Nummer 1« erklärt.

Indira-Gandhi-Straße

WEISSENSEE: Jahrhundertelang verband die Lichtenberger Straße die Dörfer Lichtenberg und Weißensee. 1985 wurde sie feierlich in Indira-Gandhi-Straße umbenannt. Die DDR ehrte damit die ein Jahr zuvor erschossene indische Premierministerin. Ihr offizieller Staatsbesuch im Jahr 1983 war ein Höhepunkt ostdeutscher Außenpolitik und begründete eine enge Zusammenarbeit der beiden Staaten. 


Text: Peter Polzer; Collage: Rosanna Motz


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