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Illustration Mehr Wohnraum für Geflüchtete

Gesobau

Raus aus den Provisorien

In ganz Berlin wohnen Tausende Geflüchtete noch immer auf engstem Raum in Turnhallen und anderen provisorisch hergerichteten Unterkünften. Weil nicht ausreichend Wohnraum zur Verfügung steht, baut die GESOBAU jetzt zwei »Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge« im Märkischen Viertel und in Weißensee.

1.900 Geflüchtete leben allein in Reinickendorf derzeit in zehn Unterkünften, darunter vier Turnhallen. In anderen Bezirken ist die Lage ähnlich. Doch das soll sich ändern: Der Berliner Senat hat die sechs kommunalen Wohnungsgesellschaften beauftragt, so genannte »Modulare Unterkünfte für Flüchtlinge« (MUF) zu bauen. Um schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen. Um den geflüchteten Menschen eine würdige Unterkunft zur Verfügung zu stellen. Die GESOBAU errichtet zwei dieser Unterkünfte. »Als landeseigenes Unternehmen haben wir den Auftrag, die Berliner Bevölkerung mit angemessenem Wohnraum zu versorgen – das gilt für alteingesessene Berliner ebenso wie für geflüchtete Menschen«, sagt GESOBAU-Pressesprecherin Birte Jessen.

113 Wohnungen für bis zu 500 Menschen entstehen im Märkischen Viertel, am Senftenberger Ring 37/39. »Familien mit Kindern, Alleinstehende und Wohngemeinschaften werden hier ein neues Zuhause finden«, sagt Irina Herz, Geschäftsbereichsleiterin bei der GESOBAU. Schon Anfang 2018 sollen sie einziehen können, obwohl erst gerade mit dem Bau der beiden Gebäudeteile – einem vierstöckigen Bau und einem Achtgeschosser – begonnen wurde. Was auf der 11.590 Quadratmeter großen Fläche neben der Turnhalle der Lauterbach- Schule in die Höhe wächst, sind jedoch keine Container, sondern ganz normale Wohnhäuser, die auf konventionelle Stahlbetonbauweise errichtet werden. In gleicher Weise entsteht auch das Wohnhaus mit den zwei Modularbauten auf dem GESOBAU-Grundstück in der Falkenberger Straße 151-154 in Weißensee: In die 66 Wohnungen können – ebenfalls voraussichtlich Anfang 2018 – bis zu 300 Menschen einziehen.

Auf langfristige Nutzung ausgelegt

Zunächst sind die Wohnungen ausschließlich für Geflüchtete bestimmt – für Menschen, die seit Monaten, teils schon seit Jahren übergangsweise in Flüchtlingsunterkünften leben. In Provisorien. Allerdings wird nicht die GESOBAU die Wohnungen vermieten, die Wohnungsbaugesellschaft ist lediglich Bauherrin. »Wir werden die beiden Unterkünfte komplett ans Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) vermieten, und das LAF wird auch die künftigen Betreiber auswählen«, erklärt Irina Herz. Ebenso wird auch das Landesamt darüber entscheiden, wer in die neuen Wohnungen einziehen darf. Zumindest vorerst. Der Mietvertrag mit dem LAF soll zunächst drei Jahre laufen. Mit Option auf zweimalige Verlängerung um jeweils weitere drei Jahre. »Danach stehen die Wohnungen dann als normaler Wohnraum allen Bevölkerungsgruppen zur Verfügung«, sagt Bereichsleiterin Herz. »Darauf sind sie mit ihren unterschiedlichen Größen bereits jetzt angelegt. Eine langfristige Nachnutzung ist also ausdrücklich erwünscht.«

Was der GESOBAU wichtig ist: Die einziehenden Flüchtlinge werden an ihrer neuen Adresse nicht allein gelassen. »Sozialarbeiter, Kinderbetreuer, Verwaltungskräfte und ein Sicherheitsdienst werden dafür sorgen, dass die Menschen im Alltag und bei Fragen und Problemen unterstützt werden«, sagt Irina Herz. Das müsse der Betreiber sicherstellen, betont sie. »Sobald der gefunden ist, organisieren wir zusammen mit dem Bezirksamt ein Informationstreffen für Mitarbeiter von Schulen und Kitas, Stadtteilzentren und Kirchen, Bürgerinitiativen, Kiezrunden und Vereinen«, kündigt Herz an. »Damit diese lokalen Multiplikatoren dann ihrerseits die Bürger informieren können.«
Doch letztlich gehe es nicht darum, über die künftigen Zuzügler zu sprechen, sondern mit ihnen: »Die beste Möglichkeit, die neuen Bewohner kennenzulernen, ist der direkte Kontakt«, sagt Herz. Das kann Susan Hermenau nur bestätigen. »Für viele der Geflüchteten ist es anfangs schwierig, sich im anderen Kulturkreis zurechtzufinden«, sagt die Sprecherin der Wohnheimbetriebsgesellschaft Prisod, die auch Reinickendorfs größte Flüchtlingsunterkunft auf dem Gelände der früheren Bonhoeffer-Klinik betreibt. Da helfe es, wenn sich Kiezbewohner ehrenamtlich engagieren und den Neuankömmlingen den Start in ihrer neuen Heimat erleichtern würden. »Wenn beide Seiten aufeinander zugehen, ist das auch für beide eine Bereicherung«, ist ihre Erfahrung aus den Flüchtlingsunterkünften.

Großes Netz an Unterstützern 

In Reinickendorf ist das Netz der Unterstützer bereits eng geknüpft: Im Netzwerk »Willkommen in Reinickendorf« engagieren sich mehrere Dutzend Ehrenamtler – einzelne Privatpersonen ebenso wie Menschen aus Kirchengemeinden oder Schulen. Die Motive der Helfer reichen vom Wunsch nach Begegnung mit anderen Kulturen bis zur politischen Arbeit an einer Willkommenskultur. »Und natürlich geht es in erster Linie um lebenspraktische Unterstützung – darum, Menschen beim Lernen der Sprache zu helfen und sie, solange es noch hapert, mal zum Amt oder Arzt zu begleiten«, sagt Hermenau.

Viele Angebote für Flüchtlinge laufen in Reinickendorf im Mehrgenerationenhaus und Stadtteilzentrum der gemeinnützigen Gesellschaft Albatros in der Auguste-Viktoria-Allee 17a zusammen. Hier können sich beispielsweise auch Bürger melden, die sich als ehrenamtliche Paten engagieren wollen. Oder Menschen nicht-deutscher Herkunft, die schon längere Zeit in Deutschland leben und Migranten als Integrationslotsen unter die Arme greifen. Albatros hat gemeinsam mit Oliver Rabitsch, dem Integrationsbeauftragten des Reinickendorfer Bezirksamts, der Prisod GmbH und der Designgruppe place/making auch die Internetplattform info-compass.eu ins Leben gerufen, auf der sich Geflüchtete und Unterstützer informieren können. Über Angebote und Aktionen. Wie die Lichtergalerie kurz vor Weihnachten 2016 – ein von 300 Geflüchteten und Reinickendorfern gemeinsam gestalteter Christbaum auf dem Gelände der Hoffnungskirchengemeinde in Neu-Tegel.

Die Hunderte von Laternen waren für Integrationsstadtrat Uwe Brockhausen ein »Symbol für die Vielfalt aller Menschen und ihr friedliches Miteinander. Und ein Zeichen der Hoffnung.« Was dem Stadtrat aber Sorgen bereitet: Das Angebot an Kitaplätzen reiche in einigen Regionen des Bezirks nicht aus. »In Ortsteilen in direkter Nachbarschaft zu den Unterkünften sind zuweilen noch große Anstrengungen erforderlich, um den bestehenden und künftig weiter ansteigenden Bedarf decken zu können«, sagt Brockhausen. Und verweist auf den Jugendhilfeplan des Senats. Danach benötigten bis 2019/2020 bis zu 5.400 Flüchtlingskinder zusätzlich einen Betreuungsplatz. »Auf Reinickendorf entfallen dabei 9,8 Prozent«, rechnet er vor. Oder in absoluten Zahlen: »Prognostisch wären demnach 525 Plätze zusätzlich zu errichten.«

Sie haben Fragen zu den modularen Unterkünften?

BETRIEB, NUTZUNG, BETREIBER: 
Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF), Tel.: 030/90229-0, E-Mail: presse@LAF.berlin.de 

BAUEN: 
GESOBAU AG, Tel.: 030/4073-0, E-Mail: modulare-unterkunft@gesobau.de 

WEITERFÜHRENDE INFORMATIONEN: 
Bezirksamt Pankow, Büro der Integrationsbeauftragten, Tel.: 030/90295-2431, E-Mail: birgit.gust@ba-pankow.berlin.de

Bezirksamt Reinickendorf, Büro des Integrationsbeauftragten, Tel.: 030/902944125, E-Mail: oliver.rabitsch@reinickendorf.berlin.de

Text: Katrin Starke; Illustrationen: Leandro Alzate


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