
Im Kiez
Für eine richtig gute Nachbarschaft
1. Sich vorstellen
Gleich nach dem Umzug denken viele nicht an das erste Kennenlernen mit ihren neuen Nachbar*innen. Aber spätestens nach ein paar Wochen ist die Kontaktaufnahme eine schöne Geste. Klingeln Sie doch mit einem Teller Kuchen oder Keksen und sagen ganz entspannt Hallo. Wer wenig Zeit hat oder sich scheut, wirft einfach ein selbst geschriebenes Kärtchen mit „Ich wohne jetzt hier und freue mich über Kontakt“ in den Briefkasten seiner Nachbar*innen.
2. Gemeinsam feiern
Ihre Vorstellungsrunde ist schon eine Weile her, und Sie treffen Ihre Nachbar*innen mittlerweile nur noch selten zum Plaudern? Dann hilft eine kleine Feier. Einfach die Nachbar*innen einladen – per Zettel im Briefkasten oder Aushang im Hausflur. Wenn es in Ihrem Haus einen Hinterhof, Garten oder Gemeinschaftsraum gibt, können Sie dort auch eine größere Nachbarschaftsparty steigen lassen.
3. Unterstützung anbieten
Hilfsbereitschaft ist die Grundlage jeder guten Nachbarschaft. Vor allem ältere Hausbewohner*innen, Menschen mit Behinderung oder auch junge Eltern freuen sich über Ihre Hilfe bei Einkäufen, Reparaturen oder der Müllentsorgung.

Foto: iStock
4. Tauschen und treffen
„Dringend benötigt: ein Kinderhochstuhl für meine Wochenendgäste“ oder „Brauche Hilfe beim Regalaufhängen, biete frisch gebackenes Brot“: Solche Aushänge wirken Wunder und sparen Zeit und Geld. Denn im besten Fall müssen Sie weniger kaufen und besitzen – und Sie kommen in Kontakt. Ein schwarzes Brett im Hausflur macht‘s möglich.
5. Nachbarschaftsmenü und Hausflohmarkt
Sie essen gerne? Ihre Nachbarschaft bestimmt auch! Unser Tipp: Drei Wohnungsparteien kochen je einen Gang bei sich, und die anderen Nachbar*innen werden dazu eingeladen. Wer nicht kochen mag: Ein Hausflohmarkt funktioniert ähnlich. Jede*r, die oder der Lust und etwas zu verkaufen hat, öffnet an einem Samstag oder Sonntag ihre oder seine Wohnungstür für einkaufs- oder tauschfreudige Nachbar*innen.
6. Familienfreu(n)de
Vor allem für junge Familien kann eine gute Nachbarschaft Gold wert sein. Spielkamerad*innen, die direkt nebenan wohnen, oder gleichgesinnte Eltern, die sich unkompliziert mit dem Babysitten abwechseln: Wer träumt davon nicht? Einfach mal klingeln, sich zum Spielplatzbesuch verabreden – und hoffen, dass es funkt!
Tag der Nachbarn
Am 29. Mai 2020 findet der Tag der Nachbarn statt – in ganz Deutschland werden Tausende Nachbarschaftsfeste gefeiert. Eine tolle Möglichkeit, um seine Hausgemeinschaft besser kennenzulernen. Die GESOBAU plant diesen Tag gemeinsam mit nebenan.de in Hellersdorf, Weißensee und im Wedding.
Weitere Infos finden Sie unter: www.tagdernachbarn.de
Vom World Wide Web in die Nachbarwohnung
Auf www.nebenan.de kann man in seinem Kiez um Hilfe bitten oder sie anderen anbieten, nach einem guten Hausarzt fragen, sich zum Laufen verabreden oder Tausch- und Kaufobjekte inserieren. Michael Vollmann, einer der Gründer, erzählt uns von der Idee hinter dem Nachbarschaftsnetzwerk
Wie kam nebenan.de zustande?
Mein Bruder Christian hatte die Idee, als er nach einem Umzug innerhalb Berlins seinen Mut zusammennahm und von Tür zu Tür ging, um seine Nachbar*innen kennenzulernen. Er baute dann ein Online-Netzwerk für seine Straße auf. Das Interesse war so groß, dass wir dachten, daraus könnte auch etwas Größeres werden.
Die Plattform sorgt inzwischen dafür, dass sich allein in Berlin mehr als 200.000 Menschen mit ihren Nachbar*innen verknüpfen und sich kennenlernen. Hattet ihr euch das so vorgestellt?
Dass so viele unsere Plattform nutzen, überrascht und freut uns immer wieder. Und dass sie tatsächlich zu Freundschaften im echten Leben führt, bestätigt uns täglich. Unser Ziel war es von Anfang an, das Direkte und Persönliche zu fördern. Wir arbeiten mit Kommunen und Vereinen zusammen, verleihen den Deutschen Nachbarschaftspreis und geben Hilfestellung bei Festen und Veranstaltungen – mit Paketen samt Tipps und Anleitungen, Wimpelketten und so weiter.

Michael Vollmann, einer der Gründer von nebenan.de
Foto: Alessia Brügel
Warum braucht es dafür das Internet? Einfach klingeln ginge doch auch.
Vor allem die Deutschen tun sich schwer mit dem Klingeln. Wir haben das bei uns selbst gemerkt. Auch wir bekamen weiche Knie, als wir den Selbsttest gemacht und uns bei unseren Nachbar*innen vorgestellt haben. Der erste Kontakt übers Internet macht es viel leichter. Er senkt die Barriere, weil man sich an einen größeren Kreis von Menschen wendet und nur die antworten, die auch wirklich Lust haben – und dennoch nebenan oder um die Ecke wohnen. Das Tolle: Persönlich wird es trotzdem.
Gibt es eine ganz besondere nebenan.de-Erfolgsgeschichte?
Wahnsinnig viele! Von der älteren Dame aus München, die nach Jahrzehnten ihre Nachbar*innen kennenlernte und jetzt regelmäßig zum Spieleabend einlädt, über eine Frau, die über nebenan.de ihre verschollene Schwester wiederfand, bis hin zu zahlreichen Nachbar*innen, die sogar Liebespaare wurden.
Gewinnspiel
Wir verlosen ein Exemplar von „Ziemlich beste Nachbarn – Der Ratgeber für ein neues Miteinander“ von Michael Vollmann und Ina Remmers (geb. Brunk). Wenn Sie am Gewinnspiel teilnehmen möchten, dann senden Sie eine E-Mail mit dem Betreff „Nachbarschaft“ an: hallo.nachbar@gesobau.de

Foto: oekom Verlag
Text und Interview: Valérie Hasenmayer, Aufmacherfoto: nebenan.de