Zur Navigation springen Zur Suche springen Zum Inhalt springen Zum Fußbereich springen
Eine Gruppe Menschen bereitet Essen zu

Im Kiez

Essen mit Geschichte

Abo Hiba stammt aus Syrien und engagiert sich seit über einem Jahr in Berlin für den Verein „Über den Tellerrand“, bei dem Menschen mit und ohne Fluchterfahrung gemeinsam kochen und Zeit verbringen

Es zischt. Abo Hiba wirft eine Auberginenscheibe in eine Pfanne mit heißem Öl. Durch den großen Raum ziehen Dampf und der Duft von Gebratenem. An zwei langen Kochstationen werden Gurken und Tomaten kleingehackt, Salat wird angerichtet.

Gemeinsam mit 20 Teilnehmer*innen kocht Abo Hiba heute in Schöneberg arabische Gerichte zum Iftar, dem Fastenbrechen am Abend. Es ist Ramadan. Während des islamischen Fastenmonats ist es Muslim*innen untersagt, vor Sonnenuntergang zu essen und zu trinken. Beim heutigen Treffen des Vereines „Über den Tellerrand“ wird in den Abendstunden gemeinsam Essen zubereitet. Das Projekt wurde 2013 in Berlin gegründet. Die Idee: Menschen mit Fluchterfahrung in die Gesellschaft integrieren und mit Menschen ohne Fluchterfahrung zusammenbringen. Es gibt offene Kochabende wie heute, aber auch Kochkurse, für die man sich anmelden kann, Spieleabende, Sprach-Cafés und viele andere Aktivitäten.

Abo Hiba floh aus seinem Heimatland Syrien. Der 31-Jährige kam 2016 nach Berlin. Er wollte in Syrien nicht als Soldat in den Krieg. „Ich bin gegen das Kämpfen“, sagt er. Bei „Über den Tellerrand“ arbeitet er seit zwei Monaten festangestellt als Koch. Davor hat er ein Jahr lang einen Bundesfreiwilligendienst beim Projekt absolviert. An diesem Abend kennt er so gut wie jeden, umarmt freudig Neuankömmlinge, während er Auberginen brät, Gemüse schneidet oder einfach nur beschwingt umhergeht und schaut, was so passiert.

Die Stimmung während des Kochens ist fröhlich entspannt. Die Hobby­köch*innen kommen aus den unter­schiedlichsten Ländern – aus dem Iran, Afghanistan, Spanien, Deutschland. Sie lachen viel mit­einander, während sich im Raum die Düfte von Zimt, Minze und Zitrone vermischen.

An den beiden Kochstationen ist jeweils ein Mitarbeiter von „Über den Teller­rand“ der zuständige Chefkoch und hat die Rezepte im Kopf. Die heutigen Gerichte stehen auf einer Schiefer­tafel an der Wand: Maklube – ein Reisgericht mit Auberginen und Hackfleisch –, Salat, das arabische Bohnengericht Ful, eine tunesische Suppe, Hummus und zum Nachtisch Gebäck.

Abo Hiba fühlt sich wohl hier. „Wir sind wie eine Familie“, sagt er. Mit dem Kochen hat er erst in Deutschland angefangen und dadurch viele Freundschaften geschlossen. In seinen Kursen ist ihm vor allem eines wichtig: „Ich koche nicht für die Leute, wir kochen zusammen.“ Genau darum geht es ihm bei „Über den Tellerrand“. „Wir sind kein Restaurant, wir gestalten das Miteinander.“ Er will für ein besseres Verständnis sorgen, weshalb er immer auch von seiner Heimat Syrien erzählt. Rezeptideen holt er sich meistens von seiner Mutter, die noch dort lebt. Sie schickt ihm Sprachnachrichten und erklärt, wie er ein bestimmtes Gericht zubereiten muss.

„Über den Tellerrand“ gibt es nicht nur in Schöneberg, sondern auch in anderen Berliner Bezirken und in mehr als 30 deutschen Städten. Der Verein ist zu einer riesigen und bekannten Gemeinschaft geworden. Auch viele der heutigen Teilnehmer*innen waren schon mehrfach hier.

Nach knapp zwei Stunden ist es so weit: Auf einem Buffet werden die fertigen Speisen angerichtet. Bevor das Essen losgeht, verteilt Hussam Albaba, einer der beiden Chefköche des Abends, getrocknete Datteln. Damit wird traditionell das Fasten gebrochen. Mit Tellern voller Reis, Salat, Hummus und Ful setzen sich die Teilnehmer*innen dann an die lange Tafel, unterhalten sich und genießen das Essen, die Gespräche und den Abend.

MAKLUBE

Zutaten für vier Personen 

4 große Auberginen
3 Gläser Reis
500 g Hackfleisch
Sonnenblumenöl zum Braten
Salz und Pfeffer
7-Gewürze (Gewürzmischung)
Joghurt

  1. Reis im Wasser vorbereiten: Pro Glas Reis anderthalb Gläser Wasser in eine Schüssel geben. Alles zusammen ca. 30 Minuten stehen lassen.
  2. Auberginen schälen, in Scheiben schneiden und goldbraun in der Pfanne anbraten. Anschließend Auberginen auf einem Teller abkühlen lassen.
  3. Im selben Öl das Hackfleisch braten, mit Salz, Pfeffer und der Gewürzmischung abschmecken.
  4. Nach ca. 30 Minuten das Reiswasser ohne Reis in einen Topf geben und die gebratenen Auberginen hinzufügen. Das Wasser soll die Farbe der Auberginen annehmen. Zum Kochen bringen, dann die Auberginen rausnehmen und den Reis in das kochende Wasser geben.
  5. Den Reis so lange kochen, bis er das Wasser aufgenommen hat, dann die Temperatur verringern und 10 bis 15 Minuten warten, bis der Reis fertig ist.
  6. Auf einer Platte wird nun alles geschichtet: zuerst der Reis, dann die Auberginen und zum Schluss das Hackfleisch. Mit Joghurtsoße serviert schmeckt Maklube besonders gut.

 


Text: Maria Caroline Wölfle; Fotos: Verena Brüning


Das könnte Sie auch interessieren

Gesobau

Schnäppchenjagd durch Berlin

Gebrauchte Kleidung, antike Möbel, Selbstgemachtes – auf Flohmärkten findet man einzigartige Stücke. Seit Ende Mai sind ...

Weiterlesen
nur online
Frau mit Sonnenbrille
Gesobau

Unsere kleine Farm

Auf Ponys reiten und Esel füttern: Die Berliner Kinderbauernhöfe machen es möglich – und das mitten in der Stadt. Wir ...

Weiterlesen
Kuscheleinheiten: Luke kennt die Tiere auf dem Kinderbauernhof „Spielewald Eiche“ recht gut. Er ist nach der Schule häufig auf dem Hof aktiv
Gesobau

Von grau zu wow: GESOBAU fördert ...

Street-Art für Mieter*innen: Immer wieder lädt die GESOBAU Künstler*innen ein, Gebäude mit großflächigen Werken zu ...

Weiterlesen
Grafitti-Kunstwerke in Berlin