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Bienen am Insektenhotel

Gesobau

Berlin sssssummt

Jede*r kennt die Honigbiene. Dass es noch Hunderte von wilden Bienenarten gibt, wissen viele gar nicht. Doch gerade die Wildbienen sind für die Bestäubung von Blüten besonders wichtig – und haben es immer schwerer. Jede*r kann helfen, die nützlichen Insekten zu schützen

Sie heißen Herz-Maskenbiene, Kleine Spiralhornbiene oder Flockenblumen-Langhornbiene – und sehen auf den ersten Blick gar nicht wie typische Bienen aus. Eher wie Schwebfliegen oder Wespen. Sie alle gehören zu den mehr als 300 Wildbienenarten in Berlin. „In der Stadt finden die Wildbienen noch recht viele Plätze zum Nisten“, sagt der Biologe und Wildbienenforscher Dr. Christian Schmid-Egger von der Deutschen Wildtier Stiftung in Berlin. „Auf dem Land dagegen fallen die Nistmöglichkeiten sowie Nahrungspflanzen zunehmend der intensiven Landwirtschaft zum Opfer.“ 

In der Stadt fühlen sich Wildbienen vor allem auf Brachflächen wohl, in größeren Parkanlagen oder Heiden, die nicht akkurat gepflegt sind, aber auch in Gärten. „Je größer die zusammenhängende Fläche ist, desto mehr Arten siedeln sich an“, so Christian Schmid-Egger. 

Wildbienen sind wichtige Bestäuber und deshalb gerade für Obstbauern von großer Bedeutung: Beim Sammeln von Nektar tragen sie Blütenpollen von einer Blüte zur anderen und befruchten so Nutz- und Wildpflanzen. Die Zahl der Wildbienenarten in Berlin steigt, weil sich durch den Klimawandel auch Arten aus dem Süden immer weiter Richtung Norden ausbreiten. Und dennoch: Fast jede zweite Wildbienenart in Berlin ist vom Aussterben bedroht oder wurde schon seit Langem nicht mehr gesichtet. Ihr Lebensraum wird knapp, außerdem gibt es in Berlin rund 10 000 Honigbienenvölker, die mit den Wildbienen um Pollen und Nektar konkurrieren. Anders als den Wildbienen geht es den Honigbienen sehr gut. Um sie sorgen sich ja die Imker.

Christian Schmid-Egger tut viel für den Schutz der Wildbienen. Seit 2018 richtet er für die Deutsche Wildtier Stiftung in ganz Berlin bienenfreundliche Flächen ein. Dort werden Blumen gepflanzt, die für die Wildbienen besonders attraktiv sind. Solche Flächen gibt es bereits in vielen Bezirken, etwa in Charlottenburg-Wilmersdorf, Mitte, Friedrichshain-Kreuzberg und Treptow-Köpenick. 

Die Deutsche Wildtier Stiftung und die Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz freuen sich zu Recht: Über 90 Wildbienenarten haben die Expert*innen dort schon gesichtet. Die Blüten locken auch andere Insekten an: zum Beispiel Schwebfliegen, die neben den Bienen auch wichtige Bestäuber sind. Auch Käfer, Schmetterlinge und Hummeln finden hier genug Nahrung. Demnächst sollen in allen zwölf Berliner Bezirken solche Flächen entstehen. 

Wie alle Insekten brauchen auch Wildbienen ein wenig Unordnung 

Dr. Christian Schmid-Egger, Biologe und Wildbienenforscher

Auch die GESOBAU engagiert sich. „Als kommunales Wohnungsbauunternehmen bewirtschaften wir viele Flächen in der Stadt“, sagt Alexandra Quint, Nachhaltigkeitsbeauftragte der GESOBAU. „Das ist unsere Chance, einen Beitrag zum Insektenschutz zu leisten.“ 2019 hat die GESOBAU eine Blühwiese im Pankeviertel (Elisabeth-Christinen-Straße/Ecke Rolandstraße 50) angelegt. Die GESOBAU verwendet dafür eine spezielle Saatgutmischung von der Deutschen Wildtier Stiftung, die rund 40 einheimische Pflanzenarten enthält. Auch auf dem Außengelände der GESOBAU-Zentrale in Pankow wurde eine insektenfreundliche Bepflanzung berücksichtigt und ein Insektenhotel als Nisthilfe aufgebaut. Weitere Blühwiesen sind in den Beständen der GESOBAU angedacht.

Doch auch im eigenen Garten oder auf dem Balkon kann jede*r etwas für Wildbienen tun. Im Garten empfiehlt Christian Schmid-Egger, heimische Wildkräuter und Stauden anzubauen und Rasenflächen nicht zu oft zu mähen. „Wildbienen nisten in toten Bäumen, Hecken, Büschen, Mauerresten, Steinhaufen und offenen Bodenstellen – und wie alle Insekten brauchen sie ein wenig Unordnung“, sagt er. „Dafür kann man im Garten eine natürliche Ecke lassen oder bewusst anlegen, mit einer Böschung, die offen bleibt, einer Trockenmauer oder alten Bäumen, die stehen bleiben.“ Auch mit Nisthilfen aus Holz unterstützt man verschiedene Wildbienenarten. Kleinere Insektenhotels kann man auch auf den Balkon hängen, am besten mit etwas Abstand zu Balkonmöbeln und zur Balkontür. Und solange man Insekten nicht bedroht, sind die meisten von ihnen sehr friedliche Gäste.

Wildbienen in Berlin

Die größte Vielfalt an Wildbienenarten in Berlin findet man im Landschaftspark Johannisthal, in der Weidelandschaft Lichterfelde-Süd, den Flächen am Fort Hahneberg, am Flughafen Tegel und am Flughafensee, am Tegeler Fließ, am Eiskeller, am Biesenhorster Sand und im Botanischen Garten in Dahlem. 

Insekten zählen

Bei der Mitmachaktion „Insektensommer“ vom Naturschutzbund Deutschland e. V. (NABU) werden diesen Sommer zum dritten Mal in ganz Deutschland Schmetterlinge, Hummeln, Bienen und andere Insekten gezählt. Mitmachen kann man überall: im eigenen Garten, auf dem Balkon, im Park, auf einer Wiese, im Wald oder am Fluss. Der nächste Beobachtungszeitraum ist vom 31. Juli bis zum 9. August 2020.

Infos unter www.nabu.de


Autorin: Kathrin Hollmer; Illustration: Collage Adobe Stock/val_iva/Julia/perisuta(2)


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