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Mann spielt Basketball

Gesobau

Am Ball für Berlin

Fußball ist nicht alles: Die Basketballer von ALBA und die Handballer der FÜCHSE begeistern die großen Fans der Stadt und bringen mit ihrem Schul-Engagement auch Kinder in Bewegung. »Hallo Nachbar« traf die beiden Top-Funktionäre Henning Harnisch und Bob Hanning zum Gipfeltreffen.

  • Henning Harnisch (49) ist Vizepräsident und Co-Leiter des Jugendprogramms von ALBA Berlin. Zu seiner aktiven Zeit wurde er als »Flying Henning« zur deutschen Basketball-Ikone und unter anderem neun Mal Deutscher Meister und 1993 auch Europameister.
  • Bob Hanning (49) ist seit 2005 Geschäftsführer der FÜCHSE Berlin. In der Saison 2006/07 stieg der Verein mit Reinickendorfer Wurzeln in die Handball-Bundesliga auf, zwei Mal spielte das Team in der Champions League, 2015 gewann es den EHF-Pokal, 2015 und 2016 zudem die Klub-WM. Hanning trainiert auch die A-Jugend seines Vereins.

Der Basketballplatz im Mauerpark ist ein perfekter Ort für das Treffen von zwei der bekanntesten Sportfunktionäre der Stadt. Henning Harnisch, Vizepräsident und Basketball-Legende von ALBA Berlin, und Bob Hanning, Manager des Handball-Bundesligisten FÜCHSE Berlin, sind geschätzte Kollegen und Konkurrenten ums Berliner Publikum gleichermaßen. Beide verbindet auch das Engagement für den Jugendsport und die Zusammenarbeit mit der GESOBAU.

Herr Hanning, wann haben Sie sich zuletzt ein Basketball-Spiel angeschaut?

Bob Hanning: Ich habe es letzte Saison einmal zu ALBA geschafft.

Waren Sie auch beim Handball, Herr Harnisch?

Henning Harnisch: Ich bin schon immer Handball-Fan, aber muss gestehen: Ich geh auch aus Zeitgründen fast nie hin.

Wie attraktiv erleben Sie die jeweils andere Sportart?

Harnisch: Ich bin mit Handball aufgewachsen – in der Hochzeit des VfL Gummersbach. Für mich und meinen Bruder war das ein toller Fernsehsport. Selber Handball zu spielen war nie mein Ding, weil ich nie genug Kraft hatte. Ich wäre gern ein Rückraum-Gott gewesen, aber war ganz froh, dass es Basketball gab (lacht).

Hanning: Ich finde Basketball faszinierend, weil es alle Elemente mitbringt: Technik, Taktik, Schnelligkeit, Ausdauer. Und am Ende fokussiert sich alles darauf, einen großen Ball in einen kleinen Korb zu befördern.

Ihre Klubs sind Partner in der Vereinigung der Berliner Großklubs und zugleich Konkurrenten im Kampf um Sponsoren und mediale Präsenz. Wie weit geht das Daumendrücken für den anderen?

Hanning: Diese Vereinigung tut allen Klubs gut: das Bündeln der Kräfte, das Sprechen mit einer Stimme nach außen. Der Austausch ist sehr ehrlich. Beim Thema Sponsoren ist der Kuchen nur einmal zu verteilen, das wissen wir. Trotzdem gehen wir auch in dem Bereich respektvoll miteinander um.

Harnisch: Das, worum es uns vor allem geht, ist, möglichst viele Kinder von unten in den Sport zu holen und dauerhaft drinzubehalten. Dafür eignen sich alle Ballsportarten. Auf dieser Ebene gibt es ein tolles Miteinander der Klubs. Wir sind da nicht nur ein Leuchtturm, sondern geben etwas zurück – und das ist eine große Aufgabe.


Wir wollen möglichst viele Kinder dauerhaft für Sport begeistern. Das ist gemeinsames Ziel unseres Klubs

Henning Harnisch, ALBA Berlin

Wir sind gut aufgestellt. Aber wir haben in Deutschland im Sport eine Monokultur. Das ist ungesund.

Bob Hanning, FÜCHSE Berlin

Sie waren mit dem Projekt »ALBA macht Schule« vor zehn Jahren der Vorreiter. Gibt es inzwischen ein anderes Bewusstsein dafür?

Harnisch: Inzwischen gibt es in Berlin 90 Partner-Grundschulen, 30 Partner-Oberschulen und dazu 50 Schulen in Brandenburg. Aber es ist weniger ein Thema der Menge, das Denken muss sich verändern. Durch das Modell der Ganztagsschule ist unser traditionelles Muster, was den Vereinssport angeht, gar nicht mehr logisch. Und der funktionierende Schulsport ist kein Selbstläufer. Der Bildungsort ist der wichtigste Einstiegsort für die Kinder in Sachen Sport. An manchen Schulen machen fachfremde Lehrer ohne Sportkleidung den Unterricht, oft fallen Sportstunden als Erstes aus. Da müssten die Eltern mehr auf die Barrikaden gehen. Das Thema ist in Deutschland zu vielen Menschen egal.

Hanning: Das Thema kann man noch ausweiten – auf die Kindergärten. Die Grundidee kommt von Henning. Das war sein Baby, er hat uns mitgenommen, mittlerweile machen wir es alle. Du kannst in Kunst investieren – oder in junge Menschen. Da geht es am Ende nicht in erster Linie darum, dass der Jugendliche irgendwann bei uns auf Rückraum Mitte in der Bundesliga spielt oder bei ALBA als Center, sondern darum, diesen Kindern und Jugendlichen etwas mitzugeben auf dem Weg ins spätere Leben.

Harnisch: Natürlich wäre es schön, irgendwann einen Nationalspieler aus dem Märkischen Viertel zu entwickeln. Aber gesellschaftlich ist die andere Größe wichtiger: Wer eine Kindheit hatte mit Sport, bleibt dabei oder beginnt nach einer Pause leichter wieder mit Sport. Darum geht es: eine übergeordnete, glaubwürdige Sportidee zu schaffen. Wir brauchen in Deutschland eine andere Vision, wir müssen es drehen. Wir können nicht Medaillen einfordern, aber nichts dafür tun, dass sich der Sport von unten strukturell verbessert.

Wie kann man Schul- und Vereinssport noch besser verzahnen?

Harnisch: Dazu muss dreierlei Hand in Hand gehen. Man muss möglichst früh anfangen mit den Kindern und alle mitnehmen wollen, idealerweise in der Kita. Wir haben in Berlin 2.500 Kitas. Wie schön wäre es, wenn alle Kitas einen Einstieg in den Sport anbieten würden. Zweiter Punkt: Du brauchst Lehrer, Erzieher und Trainer, die die Idee verstanden haben und miteinander arbeiten. Und das Dritte: Es kann nicht nur an den Menschen hängen, sondern man muss den Kindern attraktive Wettbewerbe bieten, Highlights. Da haben wir noch viel ungenutztes Potenzial. Der Mix aus all diesen Ideen schafft es, dass viel mehr Kinder in den Sport einsteigen.

Hanning: Wir haben das Thema Grundschul-Liga jetzt für uns entdeckt. Das wird ein wichtiger Baustein, um uns von unten zu entwickeln. Wir müssen die Menschen da abholen, wo sie sind – wir können nicht erwarten, dass sie zu uns kommen.

Wie schwer ist es, im Schatten des übermächtigen Fußballs, Sponsoren zu gewinnen und in der Nische zu überleben?

Hanning: Wir haben mal ein ganzes Jahr ohne Trikotsponsor gespielt. Ich habe gesagt: Ich werde das nicht verramschen. Generell sind wir, auch durch den TV-Vertrag, im Handball nicht so schlecht aufgestellt. Aber wir haben in Deutschland im Sport eine Monokultur. Das ist ungesund.

Harnisch: Wir müssen höllisch aufpassen, dass es nicht zu einseitig wird und sich alles dem Fußball unterordnet. Der Fußball erdrückt gerade alles. Manche Sportarten, die auch einen eigenen Reiz haben, haben nicht mal mehr eine Nische. Was Sponsoren angeht: Für mich geht es im Kinder- und Jugendsport darum, Partner ins Boot zu holen, die unsere Idee inhaltlich verfolgen und auch den Sozialwert erkennen. Die GESOBAU ist ein wunderbares Beispiel dafür. Sie hat eine Idee für das Märkische Viertel geschaffen und holt dauerhaft die Profivereine dorthin.

Sie gehen auch in Willkommensklassen. Welche Rolle kann der Sport bei der Integration von Flüchtlingen spielen?

Harnisch: Man darf den Sport nicht überfordern, aber natürlich ist er wie die Musik und die Kunst einer der Orte, der am ehesten Zugang verschafft.

Die FÜCHSE haben die Erfolgsstory, die ALBA in den 90er-Jahren gelungen ist, in den vergangenen zehn Jahren geschafft. Hand aufs Herz, Herr Hanning: Wie viel haben Sie sich bei ALBA abgeschaut?

Hanning: Alles. Für uns war es ein Glücksfall, dass ALBA in die O2-World (jetzt Mercedes-Benz Arena, d. Red.) gezogen ist und wir in deren Herzzentrum, die Schmeling-Halle, reinkonnten und es übernehmen durften. Wir waren damit der Ankermieter. Viele unserer Erfolge hatten mit dieser Entscheidung zu tun.  Und – das meine ich gar nicht böse – ALBA hätte vermutlich ein, zwei Titel mehr geholt, wenn sie in der Schmeling-Halle geblieben wären, weil dort eine ganz andere Atmosphäre herrscht.

Bamberg und der FC Bayern geben Gas. Muss ALBA aufpassen, dass es national nicht den Anschluss verliert?

Harnisch: Wir haben eine ziemlich aufregende Lage gerade. Wir haben mit Aito Garcia Reneses einen überragenden neuen Trainer geholt, der seit vielen Jahren zeigt, dass er Spieler entwickelt. Viele Trainer reden davon und scheitern im Alltag unter dem Ergebnis-Druck an diesem Anspruch, er setzt das um und steht dafür. In der Liga sind mit Bamberg und dem FC Bayern zwei Teams ein Stück entrückt, aber wir sind mit unseren Ideen und unserem Team auf dem Feld und daneben definitiv konkurrenzfähig. Wir können die beiden mehr als ärgern.

Hanning: Ich finde diese Trainer-Personalie großartig. Einen Mann mit einer solchen Reputation aus seiner Heimat Spanien wegzulocken, ist wunderbar. Ich möchte Aito Garcia Reneses unbedingt kennenlernen und habe Marco Baldi (ALBA-Manager, d. Red.) schon vorgeschlagen, dass wir mit unseren Trainern demnächst mal zu viert essen gehen.

Aito Garcia Reneses ist 70, Füchse-Trainer Velimir Petkovic ist 61. Trotzen Ihre Sportarten dem Jugendtrend bei den Trainern, der gerade im Fußball Einzug hält?

Hanning: Das ist eine Diskussion, die ich nicht führe. Jüngere kommen über Dynamik, Ideen, Kreativität, Ältere über unfassbar viel Erfahrung. Du brauchst den richtigen Trainer zur richtigen Zeit. Und Velimir Petkovic ist der Trainer, der gerade gut zu uns passt. Gleichzeitig bilden wir mit Jaron Siewert, der erst 23 ist und im Sommer bei Zweitligist TuSEM Essen anfing, einen Trainer aus, der Petkovic irgendwann nachfolgen soll.

Sie haben im August Ihren Vertrag bis 2023 verlängert. Sie haben mit den Füchsen zweimal die Klub-WM, den EHF-Pokal und den deutschen Pokal gewonnen. Kiels Dominanz schwindet gerade. Wie groß ist die Sehnsucht nach dem Gewinn der Deutschen Meisterschaft?

Hanning: Wenn das mein maßgebliches Ziel wäre, müsste ich anders handeln, als ich das tue. Das heißt nicht, dass ich davon nicht träume. Aber mein großer Traum ist es, in den nächsten Jahren noch zwei, drei Spieler vom Schlage eines Fabian Wiede oder Paul Drux aus der eigenen Jugend rauszubringen. Und über allem steht eine Vision, die größer ist als Handball oder Basketball: die Idee, Olympia nach Berlin zu holen. Aber dafür muss sich nicht nur in Berlin, sondern auch im deutschen Sport vieles in die Richtung drehen, die Henning vorhin beschrieben hat.

Sie hatten vor Jahren katarische Investoren im Büro, die den Klub übernehmen wollten. Wären die Füchse Berlin heute Champions-League-Sieger, aber ein Verein ohne Seele, wenn Sie den Deal damals abgeschlossen hätten?

Hanning:  Wir hätten einen Teil unserer DNA aufgeben müssen. Aber das war kein Thema für uns. Die Kataris hatten sehr genaue Vorstellungen, welchen Trainer sie wollten – und welchen nicht. Dagur Sigurdsson, der bei uns und mit der Nationalmannschaft sehr erfolgreich war, wollten sie nicht…

In der NBA spielen inzwischen fünf Deutsche, die Bundesliga und die Nationalmannschaft geben international eine gute Visitenkarte ab. Hatte der Basketball hierzulande nie ein breiteres Fundament als heute, Herr Harnisch?

Harnisch: Sportlich könnte noch viel, viel mehr gehen. Aber die Liga war in den letzten Jahren ohne Frage ein starker Motor für die Entwicklung. Du musst immer beides schaffen: die Liga attraktiv gestalten und gleichzeitig die Verbandsstrukturen entsprechend anpassen. Der Fußball macht es seit langer Zeit vor, der Handball hat es in den vergangenen Jahren auch dank Bob gut hinbekommen. Da hat der Basketball noch Nachholbedarf. Aber das A und O für die Entwicklung unserer Sportarten ist Öffentlichkeit. Der Zugang zu jeder Sportart ist, sie sich anschauen zu können.

Sie haben sich nach Ihrer Spieler-Karriere zunächst komplett aus dem Basketball verabschiedet, Film- und Kulturwissenschaften studiert und nebenher auch als Journalist gearbeitet. Jetzt sind Sie seit Jahren mit viel Herzblut Vizepräsident und Co-Leiter des Jugendprogramms bei ALBA. Kann es sein, dass Sie beruflich nochmal komplett die Richtung wechseln?

Harnisch: Das ist absolut denkbar (lächelt). Aber das Thema, wie man eine Stadt sportlich denken kann, wird mich immer beschäftigen. Meinen Traum von einer Fahrrad-Autobahn im Märkischen Viertel zum Beispiel gebe ich so schnell nicht auf. Dann würden vielleicht auch Menschen, die aktiv keinen Sport machen, darüber nachdenken, das Rad zu nehmen statt sich in den Stau zu stellen.

Sie, Herr Hanning, trainieren seit Jahren nebenher erfolgreich die A-Jugend der Füchse. Gibt’s irgendwann ein Comeback als Trainer im Männer-Handball?

Hanning: Das glaube ich nicht. Ich habe mich damals bewusst so entschieden und bin glücklich als Manager. Ich kann Trainer fördern und ihnen Türen öffnen. Das erfüllt mich.

    


Text: Peter Polzer; Interview: Steffen Rohr; Fotos: Christoph Schieder


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